Sarah Kuttner: „Kurt“: Furchbar traurig und doch schön – Sarah Kuttner erzählt vom Tod eines Kindes


Worum geht’s in „Kurt“?

Bücher über Patchwork-Familien gibt es viele. Ebenso wie das Leid von Eltern schon beschrieben wurde, die ihr Kind verlieren. In „Kurt“ hat Sarah Kuttner diese beiden Themen zu einer ganz neuen Geschichte vereinigt. Erzählt wird aus der Perspektive von Lena. Die Frau lebt mit ihrem Freund, dem „großen“ Kurt, glücklich in Brandenburg. Die Hälfte der Zeit wohnt dessen sechsjähriger Sohn bei ihnen, der aus einer früheren Beziehung stammende „kleine“ Kurt. Als der Junge beim Spielen auf dem Schulhof tödlich verunglückt, ist es vorbei mit der Idylle. Während ihr Partner sich in seine Trauer verkriecht, ist die Situation für Lena komplizierter. Sie trauert ebenfalls um Kurt, was kaum jemand wahrnimmt. Denn sie ist ja nicht die leibliche Mutter des Jungen. Die Situation stellt ihre Beziehung zu Kurt auf eine Probe.

Warum lohnt sich das Hörbuch?

Sarah Kuttner: "Kurt"

„Kurt“ von Sarah Kuttner ist bei Audible als Download erhältlich.

Kurz reingehört

„Kurt“

„Und dann fällt Kurt vom Klettergerüst.“ Mit diesem einfachen, wie beiläufig dahin gehauchten Satz, leitet Sarah Kuttner die große Katastrophe ein, die das Buch beschreibt. Hier zeigt sich die große Kunst der Autorin: Sie kommt ohne unnötiges Dramatisieren aus, um das Unglück darzustellen und zu zeigen, welche seelischen Leiden es bei den Hinterbliebenen auslöst. Dabei verharmlost sie den Tod zu keiner Zeit, zieht ihn nie ins Lächerliche. Doch sie verliert eben nie aus dem Auge, dass das Leben auch für Trauernde komische, absurde und manchmal sogar schöne Momente bereithält. Wenn sie aus den Bestattungsverordnungen verschiedener Bundesländer zitiert, zaubert sie sogar dem geschockten Zuhörer ein Lächeln ins Gesicht.

Wer hat’s geschrieben?

„Kurt“ ist der vierte Roman der früheren Viva-Moderatorin Sarah Kuttner. Die 40-Jährige feierte  2009 mit „Mängelexemplar“ ihr Debüt als Schriftstellerin, das sich mit dem Thema Depression beschäftigt. Es folgten „Wachstumsschmerz“ (2011) und „180° Meer“ (2015). Neben ihrer Autorentätigkeit hat Kuttner verschiedene TV-Formate moderiert. Mit dem Medienjournalisten Stefan Niggemeier ist sie zudem regelmäßig in dem Podcast „Das kleine Fernsehballett“ zu hören. Darin besprechen die beiden TV-Sendungen und Serien. 

Wer spricht?

Die Autorin selbst: Sarah Kuttner. Das ist auf der einen Seite charmant, denn die Berlinerin verleiht der Geschichte mit ihrer krächzenden Stimme eine ganz besondere Note. Zudem ist es immer gut, wenn Autoren ihre eigenen Texte interpretieren. 

Andererseits bringt die Sprecherin einen großen Nachteil mit sich: Sarah Kuttner ist in einem ähnlichen Alter wie Lena, die Hauptfigur des Buches. Wegen ihrer großen Prominenz hat man mit Kuttners Stimme während des Lesens ständig ihre Person vor Augen, wenn es doch eigentlich um die Erlebnisse von Lena erzählt werden. Es besteht also die Gefahr, dass in den Köpfen mancher Hörer die Autorin und die Protagonistin übereinander geblendet werden – was natürlich Unsinn ist: Es ist eben nicht ihre Geschichte, die hier erzählt wird, Sarah Kuttner ist nur die Autorin. Wer das im Kopf behält, wird viel aus diesem klugen Hörbuch ziehen. 

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