Jetzt bauen sie ihm wohl endgültig ein Denkmal: Jürgen Klopp geht mit dem nächsten Meilenstein seiner Erfolgskarriere als Vereinslegende in die Geschichte des FC Liverpool ein.
Der 53-Jährige holte mit seinem Team erstmals seit 30 Jahren die Fußball-Meisterschaft nach Anfield und beendete damit die lange Wartezeit des Traditionsclubs aus der Arbeiterstadt im Nordwesten Englands. Klopp ist der erste deutsche Coach, dem das im Mutterland des Fußballs gelingt. Und an der Merseyside werden schon Rufe nach einem Klopp-Denkmal laut.
«Das ist das Beste, was ich mir vorstellen kann und mehr, als ich mir je erträumt hatte. Was soll ich sagen, es ist ein unglaublicher Moment. Ich bin total überwaltigt», sagte Klopp, der am Ende das Interview beim englischen Sender Sky mit Tränen in den Augen abbrechen musste.
Perfekt machte den mehr als verdienten Triumph der nun entthronte Titelverteidiger Manchester City. Weil das Team von Trainer Pep Guardiola am Donnerstagabend beim FC Chelsea mit 1:2 (0:1) verlor, holte Liverpool seinen 19. Meistertitel. Und ist nicht nur erster Geistermeister auf der Insel, sondern Meister auf der Couch. Denn Klopp und sein Team, das am Mittwoch Crystal Palace mit 4:0 abgefertigt hatte, verfolgten das Spiel vor dem Fernseher.
Die Reds können sieben Spieltage vor dem Ende der Premier-League-Saison nicht mehr vom Tabellenzweiten eingeholt werden. City hat 23 Punkte Rückstand und kann höchstens noch 21 Punkte holen.
Nach dem Gewinn der Champions League und des Weltpokals ist es für Klopp der dritte Titel mit den Reds – und der wichtigste. Drei Jahrzehnte mussten Fans und Club darauf warten. Einige Male war Liverpool nah dran. Besonders tragisch bleibt die Saison 2013/14 in Erinnerung, als Brendan Rodgers‘ Elf den sicher geglaubten Titel zwei Spieltage vor Schluss verspielte. In der Vorsaison standen die Reds schon mit sieben Punkten Vorsprung an der Spitze. Doch am Ende verpassten sie den Titel als bester Zweitplatzierter der Historie mit 97 Punkten ganz knapp um einen Zähler.
Trotz des historischen Erfolgs wird es erstmal keine große Party in der Geburtsstadt der Beatles geben. Wegen der Coronavirus-Krise sind die Pubs und Restaurants noch geschlossen. Auch am Stadion Anfield dürfen die Fans derzeit nicht feiern. Es gilt ein Versammlungsverbot. Klopp versprach, dass die Meisterfeier sobald wie möglich nachgeholt wird. Auch eine Parade durch die Stadt soll es dann geben.
Klopp hatte das Traineramt im Oktober 2015 übernommen und war schnell zum Publikumsliebling geworden. Der frühere BVB-Coach ist nicht nur bei den Anhängern des FC Liverpool beliebt, sondern hat mit seiner lockeren Art und nicht zuletzt mit erfolgreichem, mitreißendem Fußball auch viele Fans anderer Clubs für sich eingenommen. Liverpool-Ikone Steven Gerrard forderte jetzt sogar eine Statue des populären Trainers, dem nun noch der Gewinn des englischen FA Cups in seiner Titelsammlung fehlt.
Auf dem Weg zum Meistertitel ließ Klopp mit Liverpool einige Rekorde purzeln. So früh wie sein Team erreichte in der Premier League noch niemand die Meisterschaft. Obendrein gelang der beste Saisonstart in Europa (61 Punkte aus 21 Spielen) und saisonübergreifend die beste Punkteausbeute in 38 Premier-League-Spielen (104 Punkte).
Die Mannschaft um Superstars wie Mohamed Salah, Sadio Mané oder Virgil van Dijk könnte noch weitere Bestmarken knacken, darunter die für die meisten Punkte innerhalb einer Spielzeit. Den aktuellen Rekord stellte Manchester City mit 100 Zählern in der Saison 2017/18 auf. Klopp hat gute Chancen, seinem Trainerkollegen Guardiola auch diesen Rekord in den nächsten Wochen abzuluchsen.
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