Krieg in der Ukraine: Ukrainische Regierung zeigt sich wenig überzeugt von Merkels Äußerungen – Kiew gibt neuerlichen Austausch von Toten mit Russland bekannt

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Ukrainischer Parlamentspräsident dringt auf EU-Kandidatenstatus +++ Von der Leyen: Lebensmittel Teil des Kreml-„Terrorarsenals“ +++ Weiter schwere Kämpfe um Sjewjerodonezk +++ Die Entwicklungen im stern-Ticker.

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Tag 105 der russischen Invasion in der UkraineDie erbitterten Kämpfe im Osten des Landes dauern weiter an. Trotz ihrer vermeintlichen Überlegenheit haben die russischen Truppen laut des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bisher keinen Durchbruch erzielt.

Doch auch in der Süd-Ukraine will Russland seine Position zementieren. In den von russischen Truppen besetzten Gebieten planen die neuen Machthaber offenbar den Beitritt zu Russland. Die Vorbereitungen für ein Referendum hätten begonnen, sagt die prorussische Statthalterin in der Stadt Melitopol, Halyna Danyltschenko.

Weiterhin fraglich ist, was mit dem vom Kreml blockierten Getreide geschieht. Experten und Politiker warnen vor einer globalen Nahrungsmittelkrise. Der russische Außenminister Sergej Lawrow traf unter anderem dazu in Ankara seinen türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu.

20.04 Uhr: Lauterbach reist in die Ukraine, um bessere Versorgung für Kriegsverletzte zu diskutieren

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bricht am Donnerstag zu einer Reise in die Ukraine auf. Das kündigte der SPD-Politiker am Mittwoch bei einem von der „Rheinischen Post“ veranstalteten Ärzte-Netzwerktreffen in Düsseldorf an. Er werde sich dort mit dem ukrainischen Gesundheitsminister treffen. Ihm gehe es unter anderem darum, wie verletzte Menschen besser versorgt werden könnten. Er wolle herausfinden, wie Menschen, die im Krieg Beine oder Arme verloren hätten, besser mit Prothesen ausgestattet werden könnten, sagte Lauterbach. Besonders gehe es auch um verletzte Kinder. Lauterbach nannte den russischen Krieg gegen die Ukraine einen „barbarischen, vernichtenden und ungerechten Angriffskrieg“. Er betonte: „Das ist ohne Zivilisation und muss verurteilt werden in jeder Form.“

19.55 Uhr: Ukrainischer Handballmeister Saporischschja spielt in der 2. Bundesliga

Der ukrainische Handball-Serienmeister Motor Saporischschja spielt in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. „Wir helfen damit, die Existenz des Vereins zu sichern, weil ein Spielbetrieb in der Ukraine wegen des Krieges nicht möglich ist“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Deutschen Presse-Agentur. Demnach wird der Champions-League-Teilnehmer, der die heimische Meisterschaft seit 2013 ununterbrochen gewinnen konnte, seine Heimspiele in Düsseldorf austragen und ganz normal in der Tabelle geführt. Der Plan sieht allerdings vor, die Spiele aus dem Auf- und Abstiegskampf herauszurechnen.

18.56 Uhr: Wegen Ukraine-Krieg größte Kostensteigerung bei UN seit einer Generation

Russlands Krieg in der Ukraine führt den UN zufolge zusammen mit anderen Krisen zu den größten Kostensteigerungen seit einer Generation. „Für Menschen auf der ganzen Welt droht der Krieg in der Ukraine eine beispiellose Welle von Hunger und Elend auszulösen und ein soziales und wirtschaftliches Chaos zu hinterlassen“, teilen die Vereinten Nationen mit und sprechen von 1,6 Milliarden Menschen weltweit, die von der vielschichtigen Krise aus Krieg, Covid-19 und Klimawandel betroffen seien.

17.19 Uhr: US-Diplomatin: Ukraine-Krieg war Deutschlands 11. September

Eine US-Topdiplomatin hat die politischen Folgen des Ukraine-Kriegs für Deutschland mit denen der Anschläge vom 11. September 2001 für die USA verglichen. „Das war sicherlich Deutschlands 9/11“, sagt die Top-Diplomatin des US-Außenministeriums für Europa, Karen Donfried, vor Journalisten in Washington. Sie verweist auf die „Zeitenwende“-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kriegsbeginn, bei der er unter anderem mit der Regel gebrochen habe, dass Deutschland keine Waffen in Konfliktgebiete liefert. Donfried begrüßt auch die Steigerung der Verteidigungsausgaben durch die Bundesregierung.

16.45 Uhr: Kiew gibt neuerlichen Austausch von Toten mit Russland bekannt

Die Ukraine hat den neuerlichen Austausch von Toten mit Russland bekanntgegeben. 50 „Helden“ seien von Russland zurückgegeben worden, teilt das ukrainische Ministerium für Wiedereingliederung mit. Unter diesen 50 Getöteten seien 37, die sich als „Helden“ am Kampf um das ukrainische Stahlwerk Asowstahl beteiligt hätten.

Der Austausch der Toten fand nach diesen Angaben in der Region von Saporischschja im Süden der Ukraine statt. Dabei habe die Regel „50 gegen 50“ gegolten. In der vergangenen Woche war bereits ein Austausch von Soldaten bekanntgegeben worden. Bei dieser Gelegenheit wurden 160 Soldaten der beiden Seiten übergeben. Die Vereinigung der Familien der Verteidiger von Asowstahl teilte bereits am Dienstag mit, dass die Leichen in Kiew angekommen seien.

16.43 Uhr: Kiew: Russische Aggression Grund für weltweit steigende Getreidepreise

Die Ukraine hat der Darstellung Russlands widersprochen, wonach die gegen Moskau verhängten westlichen Sanktionen Ursache der weltweit steigenden Preise für Getreide seien. „Der wahre Grund für diese Krise“ sei „die russische Aggression, nicht Sanktionen“, sagt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bei einem im Internet übertragenen Pressebriefing mit ukrainischen Journalisten.

Die Ukraine gehört – wie Russland – zu den wichtigsten Getreideexportnationen der Welt. In den beiden Ländern werden rund 30 Prozent der globalen Getreidemenge angebaut. International besteht die Befürchtung, dass die Blockade der ukrainischen Getreideexporte durch den Ukraine-Krieg eine globale Hungerkrise auslösen könnte.

In ukrainischen Häfen liegen derzeit dutzende Container-Schiffe fest, die vom russischen Militär blockiert werden. Damit können die ukrainischen Exporte von Weizen, Sonnenblumenöl, Dünger und anderen Gütern nicht wie gewohnt abgewickelt werden. Erschwert wird die Ausfuhr zudem durch Seeminen im Schwarzen Meer. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge liegen derzeit bis zu 25 Millionen Tonnen Getreide auf Halde. Im Herbst könnte die Zahl auf 75 Millionen Tonnen steigen.

15.57: Ukrainische Regierung zeigt sich wenig überzeugt von Merkels Äußerungen

Die ukrainische Regierung hat sich wenig überzeugt von den Erläuterungen der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu ihrer Russland-Politik gezeigt. Es sei weiter nicht verständlich, warum Merkel den Bau der deutsch-russischen Gaspipeline Nordstream 2 unterstützt habe, schreibt der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak im Onlinedienst Twitter. Denn ihren Angaben zufolge habe sie „immer gewusst, dass Russland einen Krieg vorbereitet“ und Präsident Wladimir Putin die EU zerstören wolle.

Merkel hatte sich am Dienstagabend in Berlin zum ersten Mal ausführlich seit dem Ende ihrer Amtszeit im Dezember öffentlich geäußert. Sie verurteilte dabei erneut den russischen Einmarsch in der Ukraine, lehnte aber eine Entschuldigung für ihre Russland-Politik ab. 

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, sagt, er habe „viel mehr“ an konkreten Antworten von Merkel erwartet. „Denn, wenn das alles so blendend gelaufen sein soll und gar keine Fehler begangen wurden, dann ist die Frage, wieso wir seit 105 Tagen mit diesem Angriffskrieg zu tun haben“, sagteer den Sendern RTL und ntv. Es gebe aus seiner Sicht „immer noch viele offene Fragen“. 

15.50 Uhr: Gesetzentwurf zur Widerrufung der „Anerkennung der Unabhängigkeit Litauens“ in der Duma vorgelegt

In der russischen Duma ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, wonach die Resolution „Über die Anerkennung der Unabhängigkeit der Republik Litauen“ außer Kraft gesetzt werden soll. Das Dokument ist in der Datenbank des Parlaments frei zugänglich. Der entsprechende Beschluss des Staatsrates der Sowjetunion, mit der einst die Unabhängigkeit Litauens anerkannt wurde, sei rechtswidrig, argumentierte der Abgeordnete der Regierungspartei Einiges Russland, Jewgeni Fedorow.

In Litauen sei seinerzeit kein Referendum über den Austritt aus der Sowjetunion abgehalten worden, was das Gesetz Über das Verfahren zur Lösung von Fragen im Zusammenhang mit der Abspaltung einer Unionsrepublik von der UdSSR“ verlangt hätte. 

15.16 Uhr: Sondergesandter der Ukraine fordert von Berlin schnelle Lieferung schwerer Waffen

Der Sondergesandte für die EU-Perspektive der Ukraine, Oleksij Tschernyschow, hat von Deutschland schnellstmöglich die Lieferung der angekündigten schweren Waffen gefordert. „Wir sind dankbar für die Unterstützung Deutschlands“, sagt Tschernyschow  den Sendern RTL und ntv. „Aber in dieser Situation des Krieges kann man nur in Fakten sprechen. Und die Fakten sprechen für sich.“

„Wir brauchen dringend schwere Waffen“, sagteder ukrainische Minister für regionale Entwicklung, der Berlin besucht. „Und wir erwarten, dass diese Waffen so schnell wie möglich geliefert werden.“

14.47 Uhr: Ukraine: Kampf um Sjewjerodonezk gleicht „Mission Impossible“

Die ukrainischen Streitkräfte müssen sich nach Angaben des zuständigen Regionalgouverneurs möglicherweise aus der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine zurückziehen. Die strategisch wichtige Stadt werde von den russischen Truppen „rund um die Uhr bombardiert“, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, dem Sender „1+1“. Zuvor hatte er die Verteidigung der Stadt als „Mission Impossible“ bezeichnet.

Gajdaj betont jedoch, ein Rückzug aus Sjewjerodonezk würde nicht bedeuten, dass die Ukraine die Stadt endgültig aufgebe. Sjewjerodonezk wird zum Teil bereits von russischen Truppen kontrolliert. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte am Dienstag erklärt, die russischen Streitkräfte hätten die Wohngebiete der Stadt voll unter Kontrolle. Die russische Armee versuche jedoch weiterhin, das Industriegebiet und die umliegenden Siedlungen zu erobern.

Gajdaj hatte dies am Dienstag dementiert, er räumt jedoch ein, dass es „sehr schwierig ist, Sjewjerodonezk zu halten“. Auch die Nachbarstadt Lyssytschansk werde „sehr heftig“ bombardiert, sagt Gajdaj

14.05 Uhr: Putins traditionelle Fernseh-Audienz wird verschoben

Die traditionelle TV-Bürgerfragestunde „Der direkte Draht“ von Russlands Präsident Wladimir Putin wird dieses Jahr nicht wie oft zuvor im Juni stattfinden. Die Vorbereitungen für das Ereignis liefen, einen konkreten Termin gebe es aber noch nicht, so Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Eine Austragung im Juni schloss er aber aus. 

„Der direkte Draht“ ist eine stundenlange Live-Sendung, in der die russischen Bürger dem Kremlchef ihre persönlichen Sorgen schildern können. Der TV-Marathon gibt Putin dabei die Möglichkeit, sich der Bevölkerung als fürsorglicher Landesvater zu präsentieren. Unklar war, ob die Verzögerung mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängt, in dem die russische Armee Beobachtern zufolge deutlich schlechter vorankommt als geplant. 

14 Uhr: Lawrow in Ankara – Schuldzuweisung statt Lösung in Getreide-Krise

Im Streit um die Blockade von ukrainischem Getreide in Häfen am Schwarzen Meer hat Russland jegliche Schuld von sich gewiesen. Außenminister Sergej Lawrow hat bei einem Besuch in der Türkei die Ukraine selbst dafür verantwortlich gemacht. Die Ukraine weigere sich bislang, ihre Häfen zu entminen oder anderweitig Durchfahrten von Frachtschiffen zu gewährleisten, so Lawrow nach einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara. Konkrete Ergebnisse wie etwa die Einrichtung eines Sicherheitskorridors hat das Treffen nicht gebracht.

„Wir sind bereit, die Sicherheit von Schiffen zu gewährleisten, die die ukrainischen Häfen verlassen“, so Lawrow weiter. Lawrow hat jedoch die weltweite Sorge vor Hungerkrisen heruntergespielt. Das Problem beim Export von ukrainischem Getreide werde vom Westen als „universelle Katastrophe“ eingestuft, obwohl der ukrainische Anteil an der weltweiten Produktion von Weizen und anderen Getreidearten weniger als ein Prozent ausmache. 

13.02 Uhr: Ukrainischer Parlamentspräsident dringt auf EU-Kandidatenstatus

Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk hat einen möglichen EU-Beitrittskandidatenstatus für sein Land als Ansporn für weitere Reformen bezeichnet. Der 46-Jährige hat im Straßburger Europaparlament dafür geworben, der Ukraine die Perspektive auf einen EU-Beitritt zu gewähren und den Ukrainern die Hoffnung darauf nicht zu nehmen. Er könne den Abgeordneten versichern, dass diese Botschaft Ansporn für sein Land wäre, schnell weitere Reformen voranzutreiben, so Stefantschuk der Parlamentsübersetzung zufolge. Es sei wichtig, dass die Ukraine diesen Ansporn von dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni erhalte.

12.41 Uhr: Ukraine lehnt Minen-Räumung vor Hafen von Odessa ab

Aus Angst vor russischen Angriffen ist die Ukraine nach eigenen Angaben nicht dazu bereit, den Hafen von Odessa von Minen zu befreien, um den Export von Getreide zu ermöglichen. „Sobald die Zufahrt zum Hafen von Odessa von Minen geräumt wird, wird die russische Flotte dort sein“, sagt der Sprecher der Regionalverwaltung von Odessa, Serhij Bratschuk, in einer Videobotschaft im Online-Dienst Telegram. Russland werde nach einer Entfernung der Minen Odessa „angreifen wollen“, es „träume davon“, Soldaten dort per Fallschirm landen zu lassen.

12.20 Uhr: Scholz spricht mit Selenskyj über weitere Unterstützung für Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über weitere deutsche Unterstützung für die Ukraine gesprochen. In einem Telefonat sei es zudem darum gegangen, wie Getreideexporte aus der Ukraine auf dem Seeweg ermöglicht werden könnten, teilt Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit.

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In einem erneuten Telefonat hat @Bundeskanzler Scholz heute den ukrainischen Präsidenten, @ZelenskyyUa, über sein letztes Telefonat mit Präsident Putin und Präsident @EmmanuelMacron unterrichtet. Alles müsse getan werden, um den Getreideexport aus der Ukraine zu ermöglichen. pic.twitter.com/EJdpAUPWKS

&mdash; Steffen Hebestreit (@RegSprecher) June 8, 2022

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Die russische Blockade ukrainischer Häfen hat zu einem Stopp dieser Exporte geführt, die zu steigenden Lebensmittelpreisen führt und die Ernährungskrise in vielen armen Ländern vor allem in Afrika verschärft. Scholz unterrichtete Selenskyj auch über sein Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor zwei Wochen.

12.09 Uhr: Russland erklärt sich zu Sicherheitsgarantien für Getreideexporte aus Ukraine bereit

Russland ist nach eigenen Angaben zu Sicherheitsgarantien für mit Getreide beladenen Schiffen aus ukrainischen Häfen bereit. Dies könne „in Zusammenarbeit mit unseren türkischen Kollegen“ geschehen, erklärt der russische Außenminister Sergej Lawrow in Ankara bei einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu.

Cavusoglu hatte Lawrow eingeladen, um über Exportmöglichkeiten für Getreide zu verhandeln, das derzeit wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in den Schwarzmeerhäfen des Landes blockiert ist.

Der türkische Außenminister erklärt die Forderung Russlands nach einer Aufhebung der Sanktionen gegen russische Agrarprodukte für „legitim“. „Wenn wir den Weltmarkt für ukrainisches Getreide öffnen müssen, dann sehen wir die Entfernung von Hindernissen für russische Exporte als legitime Forderung an“, sagt der türkische Außenminister bei der Pressekonferenz mit Lawrow in Ankara.

11.09 Uhr: Luxemburg friert 4,3 Milliarden Euro russisches Vermögen ein

Luxemburg hat infolge der EU-Sanktionen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine knapp 4,3 Milliarden Euro Vermögenswerte eingefroren. Dabei handelt es sich um Bankguthaben und Wertpapiere, wie die Finanzministerin des EU-Landes, Yuriko Backes, am Mittwoch mitteilt. Luxemburg ist mit 125 internationalen Banken einer der wichtigsten internationalen Finanzplätze. 

10.52 Uhr: Von der Leyen nennt Lebensmittel „Teil des Terrorarsenals des Kremls“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen macht Russlands Staatschef Wladimir Putin wegen des Kriegs in der Ukraine für drohende Hungersnöte auf der Welt verantwortlich. „Lebensmittel sind nun zu einem Teil des Terrorarsenals des Kremls geworden“, sagt die deutsche Politikerin vor dem Europaparlament in Straßburg. „Dies ist eine kalte, gefühllose und kalkulierte Belagerung durch Putin gegen einige der verletzlichsten Länder und Menschen der Welt.“

Allein in diesem Jahr dürften etwa 275 Millionen Menschen zumindest einem hohen Risiko an Ernährungsunsicherheit ausgesetzt sein, sagte von der Leyen. Diese Zahlen könnten angesichts der herrschenden Inflation schnell weiter außer Kontrolle geraten. „Diese Nahrungsmittelkrise wird durch Putins Angriffskrieg angeheizt.“ Die Präsidentin der EU-Kommission warf Russland auch vor, Getreidelager in der Ukraine zu bombardieren.

10.37 Uhr: Ukraine: Mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten blockiert

Wegen der Blockade von Schwarzmeer-Häfen durch Russland kann die Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportieren. Dies teilteMinisterpräsident Denys Schmyhal auf seinem Telegram-Kanal mit. Trotz des seit mehr als drei Monaten dauernden russischen Angriffskriegs seien aber 75 Prozent der Vorjahresflächen bestellt worden. Das Landwirtschaftsministerium arbeite nun an der Einrichtung mobiler Silos, um die Lagerkapazitäten um zehn bis 15 Millionen Tonnen zu erhöhen.

Der Rückgang ukrainischer Agrarexporte hat in vielen Ländern zu steigenden Lebensmittelpreise geführt.

10.27 Uhr: Weiter schwere Kämpfe um ukrainische Stadt Sjewjerodonezk

Im Osten der Ukraine halten die schweren Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk unvermindert an. Die ukrainische Seite berichtet, ihre Stellungen würden von russischen Truppen rund um die Uhr beschossen. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, sagt im Fernsehen: „Mörser, Artillerie, Panzer, Luftangriffe, alles fliegt gerade dorthin.“ Zugleich versicherte er: „Niemand wird etwas aufgeben – selbst wenn unsere Soldaten gezwungen sind, sich auf besser befestigte Positionen zurückzuziehen.“

Wegen der schweren Angriffe werde die Bahntrasse zwischen Bachmut und Lyssytschansk von der Ukraine nicht mehr benutzt, sagt der Gouverneur. Der Nachschub für die Nachbarstädte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk werde nun auf anderen Wegen dorthin gebracht. 

10.12 Uhr: Irlands Regierungschef unterstützt Ukraine bei Antrag auf EU-Beitritt

Der irische Regierungschef Micheál Martin bestärkt die Ukraine in ihren Bemühungen um einen Beitritt zur Europäischen Union. „Ich unterstütze den Antrag der Ukraine auf Mitgliedschaft nachdrücklich“, so der Ire im Straßburger Europaparlament. „Ich hoffe, dass es auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni möglich sein wird, dem ukrainischen Volk eine klare und positive Botschaft zu übermitteln.“

Kiew hatte kurz nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission will noch vor dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni ihre Empfehlung darüber abgeben, ob dem Land der Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Die EU-Staaten müssten dann einstimmig über das weitere Vorgehen entscheiden.

9.56 Uhr: Norwegen liefert 22 Panzerhaubitzen an Ukraine

Norwegen hat der Ukraine 22 Panzerhaubitzen des Typs M109 sowie Munition und Ersatzteile geliefert. Die Entwicklung des Krieges mache es erforderlich, dem von Russland angegriffenen Land nun auch schwerere Waffen zu schicken, sagt Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram in Oslo. Eine Panzerhaubitze ist ein schweres Artilleriesystem mit einer Kanone auf einem Kettenfahrzeug, ähnlich einem Panzer.

Aus Sicherheitsgründen sei die Lieferung nicht vorab angekündigt worden, sagt der Minister. Die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an den Waffen habe in Deutschland stattgefunden. Norwegen selbst ersetzte die Waffensysteme nach diesen Angaben mit neuer Ausrüstung aus Südkorea.

6.32 Uhr: Kampf um Sjewjerodonezk gleicht ukrainischen Angaben einer „Mission Impossible“

Die Ukraine hat russische Angaben zurückgewiesen, wonach russische Truppen die strategisch wichtige ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk weitgehend unter Kontrolle haben. „Sie kontrollieren die Stadt nicht“, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Dienstag auf Telegram. Er räumte jedoch ein, dass es „sehr schwierig ist, Sjewjerodonezk zu halten“, und sprach sogar von einer „Mission Impossible“.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor gesagt, die russischen Streitkräfte hätten die Wohngebiete der Stadt voll unter Kontrolle. Die russische Armee versuche jedoch weiterhin, das Industriegebiet und die umliegenden Siedlungen zu erobern.

5.53 Uhr: Separatisten beginnen Prozess gegen ausländische Kämpfer in Ukraine

Die Separatisten im Donbass-Gebiet haben nach eigenen Angaben den Prozess gegen drei Ausländer aus den Reihen der ukrainischen Armee begonnen. Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik habe Anklage gegen zwei Briten und einen Marokkaner wegen Söldnertums erhoben, berichtet die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Dienstagabend mit Verweis auf ein vom Gericht bereitgestelltes Video. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bereits erklärt, dass gegen die Angeklagten die Todesstrafe verhängt werden könne.

Auf dem Video ist zu sehen, wie die drei Männer hinter Gittern mittels Übersetzer befragt werden, ob sie mit der Anklage bekannt gemacht worden seien und ob sie Einwände gegen den Prozessbeginn hätten. Die Angeklagten gaben demnach ihr Einverständnis zum Start der Verhandlungen.

Auf ukrainischer Seite kämpfen auch viele Freiwillige aus dem Ausland. Kiew selbst hatte sie zur Hilfe gerufen. In Moskau allerdings werden diese Freiwilligen als Söldner bezeichnet.

5.07 Uhr: Offenbar mehr als 1000 gefangene ukrainische Kämpfer nach Russland gebracht

Mehr als 1000 ukrainische Kriegsgefangene aus dem eroberten Stahlwerk Azovstal in Mariupol sind mittlerweile nach Russland gebracht worden. Die russischen Strafverfolgungsbehörden beschäftigten sich derzeit mit ihnen, meldet die russische Staatsagentur Tass in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise. Unter ihnen könnten mehr als 100 ausländische „Söldner“ sein. Insgesamt hatten sich mehr als 2400 ukrainische Kämpfer in dem Werk ergeben.

5 Uhr: Selenskyj sieht keinen russischer Durchbruch im Osten

Die erbitterten Kämpfe in der Ostukraine gehen weiter. Trotz ihrer Überlegenheit haben die russischen Truppen nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bisher keinen Durchbruch erzielt. „Die Situation an der Front hat in den letzten 24 Stunden keine wesentlichen Änderungen erfahren“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag.

Selenskyj nannte die Städte Sjewjerodonezk, Lyssytschansk und Popasna als Schwerpunkte. „Es ist zu spüren, dass die Besatzer nicht geglaubt haben, dass der Widerstand so stark sein wird“, sagte der Präsident.

Im ostukrainischen Gebiet Charkiw wurden nach Angaben von Gouverneur Oleh Synjehubow mindestens drei Menschen durch russischen Beschuss getötet und sechs weitere verletzt. Abends sei eine weitere Person bei Angriffen getötet worden, hieß es.

3.37 Uhr: Ukraine startet laut Selenskyj Informationssystem zu Kriegsverbrechen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein neues Informationssystem zu Kriegsverbrechen angekündigt. In der kommenden Woche solle ein „Buch der Folterer“ gestartet werden, in dem bestätigte Informationen über Kriegsverbrecher und Kriminelle der russischen Streitkräfte gesammelt werden sollen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag. „Ich habe wiederholt betont, dass sie alle zur Rechenschaft gezogen werden. Und wir gehen das Schritt für Schritt an“, so der Präsident.

Bei den gesammelten Informationen gehe es um „spezifische Fakten über spezifische Menschen, die spezifische Gewaltverbrechen gegen Ukrainer begangen haben“, führte Selenskyj aus. Es gehe darum, nicht nur die direkten Täter wie etwa die Soldaten zur Verantwortung zu ziehen, sondern auch deren Befehlshaber, die die Taten ermöglicht hätten – „in Butscha, in Mariupol, in all unseren Städten“. Sie alle sollten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Selenskyj.

2.01 Uhr: „Preise für Verbraucher werden weiter steigen“, meint Bauernpräsident

Der Ukraine-Krieg hat laut Bauernpräsident Joachim Rukwied „massive Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft“ – vor allem mit Blick auf die Kosten für Betriebsmittel. Das habe auch Folgen für die Verbraucher, sagt Rukwied in einem Interview der „Passauer Neuen Presse“. „Die Energiepreise haben sich verdoppelt, der Preis für Düngemittel, insbesondere Stickstoffdünger, hat sich im Schnitt vervierfacht, Futter kostet mehr“, erklärt der Bauernpräsident. Die höheren Kosten auf Erzeugerseite seien aber „noch nicht alle eingepreist“, so Rukwied. „Das heißt, die Preise für die Verbraucher werden nach unserer Einschätzung weiter steigen.“

0.07 Uhr: Weltbank unterstützt Ukraine mit weiteren 1,49 Milliarden US-Dollar

Die Weltbank stellt der Ukraine eine weitere Finanzierung in Höhe von 1,49 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro) zur Verfügung. Damit könne die Regierung Löhne für Staatsbedienstete zahlen, wie die Weltbank am Dienstag erklärte. Die Organisation stelle „der Ukraine angesichts des anhaltenden Kriegs weitere Unterstützung zur Verfügung“, so Weltbankchef David Malpass. Es blieb zunächst unklar, ob es sich bei den neuen Mitteln um Hilfsgelder oder einen Kredit handelte.

Die Weltbank erklärte, mit der neuen Finanzierung belaufe sich die Unterstützung der Organisation für die Ukraine nunmehr auf rund vier Milliarden Dollar. Schätzungen der Weltbank zufolge dürfte die ukrainische Wirtschaft infolge des russischen Angriffskriegs in diesem Jahr um etwa die Hälfte schrumpfen.

yks / wue DPA AFP

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