Corona-Experte: Von Trump angefeindet, von Biden geschätzt: Fauci soll „oberster medizinischer Berater“ werden

Corona-Experte Von Trump angefeindet, von Biden geschätzt: Fauci soll „oberster medizinischer Berater“ werden

Biden will Fauci als "obersten medizinischen Berater"

Anthony Fauci (l.) und der amtierende US-Präsident waren sich nicht immer einig. In Joe Biden könnte der Corona-Experte nun einen gewillten Zuhörer finden.

© Tasos Katopodis / Picture Alliance

Mit ungeschminkten Einschätzungen zur Lage der Corona-Pandemie hat Anthony Fauci den amtierenden US-Präsidenten immer wieder gegen sich aufgebracht. Den President-elect hat er aber auf seiner Seite. 

Der renommierte Corona-Experte Anthony Fauci soll unter dem gewählten US-Präsidenten Joe Biden „oberster medizinischer Berater“ werden. Biden sagte dem Nachrichtensender CNN am Donnerstag, er habe Fauci in einem Gespräch gebeten, „oberster medizinischer Berater für mich und Teil des Covid-Teams zu sein“. Am selben Tag verzeichneten die USA mehr als 210.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden – ein neuer Höchststand seit dem Beginn der Pandemie.

Biden, der das Präsidentenamt am 20. Januar antreten wird, hat den Kampf gegen die Corona-Pandemie zu seiner dringlichsten Aufgabe erklärt. Auf CNN kündigte er nun an, er werde die Bevölkerung nach seiner Vereidigung aufrufen, in den folgenden 100 Tagen eine Schutzmaske zu tragen. „Nicht für immer. 100 Tage.“ Dadurch, und mit Impfstoffen, könnten die Infektionszahlen „deutlich“ gesenkt werden.

Biden will sich öffentlich impfen lassen

Biden kündigte zudem an, er werde sich öffentlich impfen lassen, sobald ein Impfstoff zugelassen sei. „Wenn Doktor Fauci sagt, dass wir einen sicheren Impfstoff haben, werde ich vor der Öffentlichkeit stehen“, sagte der künftige Präsident und tippte sich dann mit Hand auf die Schulter, um eine Impfung anzudeuten. „Es ist wichtig, der US-Bevölkerung zu kommunizieren, dass es sicher ist.“ Zuvor hatten die früheren Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton ihre Bereitschaft erklärt, sich vor laufenden Kameras impfen zu lassen, um für Vertrauen in den Impfstoff zu werben.

Fauci, der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, gehört dem Corona-Krisenstab des abgewählten Präsidenten Donald Trump an. Mit seiner großen Expertise und seinen ungeschminkten Einschätzungen zur Corona-Pandemie erwarb der 79-jährige Immunologe sich in der Öffentlichkeit große Anerkennung. Zugleich zog er sich immer wieder den Unmut des Präsidenten zu, der die Gefahr durch das Coronavirus von Anfang an kleingeredet hatte.

Fauci kritisiert Pfizer-Impfstoff – und rudert dann zurück

Fauci sorgte am Donnerstag für Aufsehen, als er gegenüber dem Sender CBS-News die Zulassung des Corona-Impfstoffes der Mainzer Biotechnologiefirma Biontech und des US-Pharmariesen Pfizer durch die Behörden in Großbritannien als „überstürzt“ bezeichnete. Wenig später korrigierte sich der Experte in einem Interview mit dem britischen Sender BBC und sagte, er habe „großes Vertrauen“ in Großbritannien, sowohl „wissenschaftlich und hinsichtlich der Regulierung“.

In den USA haben Biontech und Pfizer sowie das US-Unternehmen Moderna Anträge für Notfallzulassungen für ihre Impfstoffe gestellt. Eine Zulassung könnte in den  kommenden Wochen erfolgen. Die US-Regierung will bis Ende Februar 100 Millionen Menschen gegen das Coronavirus impfen. Experten befürchten aber, dass viele Menschen sich aus Misstrauen gegen die Impfstoffe nicht impfen lassen könnten – zumal die Wirkstoffe in Rekordzeit entwickelt wurden.

Die Koordinatorin des Corona-Krisenstabs des Weißen Hauses, Deborah Birx, warnte zudem, dass es „einige Monate“ dauern könne, bis selbst Risikogruppen geimpft seien. Es gebe 100 Millionen US-Amerikaner mit „erheblichen Gefährdungen“, sagte Birx zu Journalisten. „Es wird einige Zeit dauern, bis sie alle geimpft sind.“

Corona-Infektionen in den USA steigen rasant

Die USA verzeichnen derzeit einen dramatischen Anstieg der Corona-Infektionen. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität wurden am Donnerstagabend mit mehr als 210.000 neuen Fällen die meisten Neuinfektionen binnen 24 Stunden seit Beginn der Pandemie gemeldet. Die Zahl der Toten erreichte mit 2907 an einem Tag ebenfalls einen der höchsten bisher gemeldeten Werte.

Der Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien kündigte angesichts der zunehmenden Auslastung von Krankenhäusern strenge Maßnahmen an. Sollten mehr als 85 Prozent der verfügbaren Intensivbetten belegt sein – was in vier der fünf Regionen des Bundesstaates am Freitag oder Samstag der Fall sein könnte – sollen unter anderem Treffen zwischen mehreren Haushalten verboten und ein Reiseverbot verhängt werden.

Inzwischen sind in den USA mehr als 14,1 Millionen Corona-Ansteckungen bestätigt, mehr als 276.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Das sind die mit Abstand höchsten Zahlen weltweit.

sve DPA

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