50. Sendung: „Late Night Berlin“: Darum ist die Show von Klaas Heufer-Umlauf so erfolgreich

Klaas ohne Joko? Lange Zeit schien das undenkbar. Die beiden Entertainer haben sich in den vergangenen zehn Jahren zum populärsten Duo im deutschen Fernsehen entwickelt. Doch mit seiner Show „Late Night Berlin“ hat sich Klaas Heufer-Umlauf im März 2018 allein aus der Deckung getraut und an ein Format herangewagt, an dem viele vor ihm bereits gescheitert sind.

Zunächst sah es ganz so aus, als würde Klaas ein ähnliches Schicksal erleiden wie vor ihm Anke Engelke, deren Late-Night-Show nach nur sechs Monaten abgesetzt wurde. Von der Debütfolge blieb nur der Werbeblock hängen, den Jan Böhmermann gekapert hatte. Klaas‘ Auftakt blieb dagegen blass. Wirkliche Verrisse gab es zwar kaum, doch man merkte vielen Rezensenten das krampfige Bemühen an, die Show gutfinden zu wollen – weil Heufer-Umlauf einfach ein guter Typ ist, dem man den Erfolg gönnt. Noch zum Ende der ersten Staffel konstatierte Anja Rützel auf „Spiegel-Online“, dem Format fehle es „an leichtköpfiger Klaasigkeit“.

„Late Night Berlin“ entwickelte sich zum Erfolg

Obwohl die Quoten im Verlauf der ersten Staffel einbrachen, ließ ProSieben den Entertainer weiter gewähren. Und wurde dafür belohnt: In der aktuellen vierten Staffel lag der Marktanteil beim jungen Publikum in jeder der sieben bislang gesendeten Folgen bei über zehn Prozent und ist damit erfolgreich wie nie zuvor.

Für den Aufschwung gibt es gute Gründe. Nach 50 Sendungen hat sich der Moderator erkennbar eingegroovt und verfügt über eine Routine, die ihn zu dem gelassenen Host macht, den diese Sendung braucht. Das Timing seiner Gags sitzt. Er weiß nun, was beim Publikum ankommt und lässt sich auch nicht aus dem Konzept bringen, wenn ein Gag nicht zündet.

So ist der Stand-up-Teil, mit dem er die Show eröffnet, deutlich stimmiger geworden. Heufer-Umlauf hat ein Team von guten Autoren um sich geschart, die passgenaue Gags zur aktuellen Lage liefern. Darin ähnelt die Sendung der anderen Late-Night-Show, die es derzeit im deutschen Fernsehen gibt: dem „Neo Magazin Royale“.

Manches macht er besser als Böhmermann

Doch im Gegensatz zu Jan Böhmermann ist Heufer-Umlauf politisch nicht so verbissen und lässt den moralischen Finger öfter in de Hosentasche. Zwar zeigt auch Klaas glasklar Haltung, er kann jedoch nach dem Stand-up mühelos den Gang wechseln und auf quatschige Inhalte umschalten, während Böhmermann auch danach noch versucht, die Menschheit zum Besseren zu erziehen.

Im Mittelteil kann „Late Night Berlin“ seine großen Stärken ausspielen. Das sind vor allem die Einspieler. Sie liefern Inhalte, die in den sozialen Medien geteilt werden können und somit den Ruf der Sendung vergrößern. Denn, das hat der 36-Jährige verstanden: Über den klassischen Übertragungsweg allein kann man heute kein erfolgreiches Fernsehen mehr machen. 

Auf Youtube werden die Videos teilweise millionenfach abgerufen – und liefern damit beste PR für die TV-Show. An Ideen mangelt es der Redaktion nicht: So prankte Klaas den Gangster-Rapper Capital Bra und machte daraus einen Song – der ein Hit wurde. Ein andermal überraschte er Fahrraddiebe auf frischer Tat und stellte sie mit einem Konzert von Adel Tawil bloß. Dann wieder half er bei einem Tinder-Date nach und ließ einen verliebten Mann in bestem Licht dastehen. Alles originäre Ideen, wie sie nur von „Late Night Berlin“ kommen können.

Originelle Formate mit Klaas Heufer-Umlauf

Mittlerweile hat die Show auch eigene Formate entwickelt. So spielt er beliebte TV-Serien für die junge Generation nach. Im „Tatort für Millennials“ ermittelt Klaas als Kommissar mit Man Bun, während seine von Palina Rojinski gespielte Kollegin alle Ermittlungen für ihre Insta-Storys filmt und ihren Followern verspricht: „Für euch gibt’s jetzt noch ein paar geile Shots von der Leiche.“ Das größte Drama beim „Millennial Traumschiff“ ist, dass es zwischenzeitlich keinen Handyempfang gibt. Beim abschließenden Captain’s Dinner spielen dann alle Reisenden Fortnite. 

Auch seine Studiogäste bindet Klaas Heufer-Umlauf für lustige Aktionen ein. So musste Toni Kroos live in der Sendung einen anzüglichen Kommentar auf Cristiano Ronaldos Instagram-Seite posten und Thomas Müller schreiben, er rieche nach Leberkäs.

Mit Adel Tawil spielte der Moderator am Montagabend „Ebay-Kleinanzeigen-Karaoke“. Ein Format, bei dem beide originale Dialoge aus dem Internet nachsingen mussten. Auch das ein großer Spaß. Dass Klaas Heufer-Umlauf den Umstand gar nicht groß erwähnte, dass es sich um seine 50. Sendung handelte, kann als gutes Zeichen gewertet werden. Der Mann hat noch großes vor. Das nächste Ziel ist die 100. 

Wir freuen uns schon darauf.

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