Überlebensstrategie: Kleiner Käfer entkommt dem sicheren Tod durch ungewöhnlichen Fluchtweg

Überlebensstrategie Kleiner Käfer entkommt dem sicheren Tod durch ungewöhnlichen Fluchtweg

Die Bild-Combo zeigt, wie der Frosch entkommt.

Die Bild-Combo zeigt, wie der Frosch entkommt.

© Commons

Ein kleiner Wasserkäfer trickst Räuber aus: Wenn er von einem Frosch lebendig verschlungen wird, kämpft er sich durch Magen und Darm, bis er lebendig wieder ausgeschieden wird.

Ein Insekt, das von einem Frosch verschluckt wird, wird lebendig verdaut – normalerweise. Doch der Käfer Regimbartia attenuata entgeht diesem Schicksal. Shinji Sugiura, Professor an der Universität Kobe in Japan beobachtete, dass die Käfer innerhalb von sechs Stunden wieder auftauchen, sie schlüpfen aus dem After des Frosches. Besonders bemerkenswert ist das, weil sie nicht mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Käfer können offenbar von innen den Stuhlgangreflex der Frösche auslösen, dann lässt die Muskelkontraktion nach und die Käfer entkommen.

Sugiura vermutete schon vor dieser Entdeckung, dass die Käfer irgendeine Überlebensstrategie gegen räuberische Frösche entwickelt haben mussten. Doch die Art der Abwehr überraschte den Forscher. Das Verhalten des Regimbartia attenuata wurde in freier Wildbahn nie beobachtet, Sugiura entdeckte die Flucht erst mit einer Kamera im Labor. „Ich benutzte eine Videokamera, um das Verhalten aufzuzeichnen“, sagte er. „Ich war sehr überrascht, die Aufnahmen des Käfers zu sehen, wie er aus dem After austrat.“

Entdeckung im Labor

Das Experiment wurde mehr als ein Dutzend Mal wiederholt. Die Überlebensrate der Käfer lag bei erstaunlichen 93 Prozent, schreibt Sugiura in der Zeitschrift „Current Biology“. Die Käfer waren nach der Flucht „häufig in Kotkügelchen verstrickt“, streiften die aber ab und „erholten sich sofort“. Sie nahmen ihr Käferleben wieder auf, als sei nicht geschehen. Andere Käfer können das nicht. Als Sugiura die Frösche mit dem Käfer Enochrus japonicus fütterte, starben alle im Inneren der Frösche. Wie viele andere Froscharten auch kann dieser Frosch mangels Zähnen seine Beute vor dem Verschlucken nicht töten, sondern nutzt dazu seinen Verdauungstrakt. Der dunkle Weg vom Maul eines Frosches zu seinem Anus führt durch die Speiseröhre, den Magen, den Dünndarm und den Dickdarm. Laut der Studie blieben die Käfer zwischen einer Stunde und sechs Stunden dort gefangen und wurden dabei von den Verdauungssäften nicht geschädigt.

Den Frosch sehen Sie sicherlich auf der ersten Blick. Doch fällt Ihnen an diesem Bild noch etwas auf?

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„Diese Studie ist die erste, die die aktive Flucht der Beute aus dem Anus eines Raubtiers dokumentiert und sie zeigt, dass die Beute den Stuhlgang des Raubtiers stimulieren kann, um so die Flucht aus dem Körper des Raubtiers zu beschleunigen“, so Sugiura. „Ich vermute, dass R. attenuata die Beine und den Körper benutzt, um den hinteren Darm des Frosches zu stimulieren.“

Schon im Jahr 2018 fand Sugiura einen anderen Überlebenskünstler. Wird der Bombardierkäfer (Pheropsophus jessoensis) verschluckt, versprüht er giftige Chemikalien. Der Frosch beginnt dann zu würgen und den Mageninhalt auszuspucken, um den giftigen Brocken wieder loszuwerden.

Quelle: Current Biology, Live Science

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