Stromladung ausschlaggebend: Neue Studie zeigt, wann Elektroautos wirklich klimafreundlich sind

Stromladung ausschlaggebend Neue Studie zeigt, wann Elektroautos wirklich klimafreundlich sind

Ein Stromkabel ist an einem Elektroauto angeschlossen

Ein Elektroauto lädt Strom. Der Zeitpunkt des Ladens wirkt sich auf die Klimafreundlichkeit des Fahrzeugs aus.

© SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow/SULUPRESS.DE / Picture Alliance

Elektroautos gelten als klimafreundlichste Antriebsart. Doch dessen Klimafreundlichkeit variiert durchaus. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts zeigt, wann ein Elektroauto wirklich klimafreundlich ist: Es kommt auf das Stromladen an.

Anders als Verbrenner stoßen Elektroautos kein CO2 aus. Ihre Klimafreundlichkeit hängt aber ganz maßgeblich von der genutzten Stromart ab. Denn erst das Laden von Strom aus erneuerbaren Energien macht das Fahrzeug wirklich klimafreundlich.

Um dies zu erreichen, müssen Fahrer:innen von Elektroautos auf die Tageszeit achten, zu der sie laden. Eine vom Nabu in Auftrag gegebene Studie des Institutsteils Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik, welche die wesentlichen Einflussfaktoren zu einer klimafreundlichen Elektromobilität ermittelt hat, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ladezeitpunkt eine entscheidende Rolle spielt. Dazu haben die Forscher die Situation in ländlichen Regionen untersucht, denn hier sei das Potential groß; die zurückgelegten Strecken seien größer als in der Stadt.

Der am Mittwoch veröffentlichten Studie zufolge liegen die ausgestoßenen CO2-Emissionen beim Laden des E-Autos über die Mittagszeit am Arbeitsplatz an Tagen mit viel erneuerbarer Sonnen- und Windenergie nahezu bei der Hälfte im Vergleich zum Laden am Abend. So ließen sich in Deutschland im ländlichen Raum durch das Laden um 12 Uhr am Arbeitsplatz statt um 18 Uhr zu Hause jährlich etwa drei Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das Einsparpotenzial entspreche mehr als einem Prozent der gesamten Emissionen der Energiewirtschaft in Deutschland und es seien etwa 500.000 Tonnen CO2 mehr als der gesamte innerdeutsche Flugverkehr im vergangenen Jahr.

Neben den schwankenden Anteilen von erneuerbaren Energien im Stromnetz zu verschiedenen Tageszeiten ist hierbei auch zu bedenken, dass manche Arbeitgeber Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach nutzen.

Ein weiterer Vorteil des Ladens während der Mittagszeit an der Arbeitsstelle liege darin, dass weniger energie- und ressourcenintensive Zwischenspeicher gebaut werden müssen. Schließlich seien eher möglichst viele große zentrale Speicher ressourcensparender als viele kleine. Darüber hinaus steht die Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz mehreren E-Fahrzeugen gleichzeitig zur Verfügung, während zu Hause jeder Fahrzeughalter seine eigene Photovoltaik-Anlage und einen eigenen Speicher nur zu Ladezwecken installieren müsse. Die Studie macht aber zugleich darauf aufmerksam: „Aus der Perspektive der Energieversorgung ist ein Solardach auf dem Einfamilienhaus dennoch sinnvoll.“

Laden am Nachmittag CO2-ärmer

Vergleicht man die Klimafreundlichkeit des Ladens zu Hause zu verschiedenen Tageszeiten miteinander, so ergeben sich auch hier durchaus Unterschiede: Um 16 Uhr bei einem mittleren Anteil an erneuerbaren Stromquellen im Netz verursache das Laden weniger CO2-Emissionen als um 18 Uhr. Denn nachmittags sei der Anteil des erneuerbaren Stroms im Netz größer. Weitere wesentliche Einflussfaktoren für ein klimafreundliches Laden liegen der Studie zufolge in der Ladedauer und der Notwendigkeit des Aufbaus von Speicherkapazitäten. E-Autos könnten zur Netzstabilität beitragen, wenn sie Fähigkeit besitzen, Strom wieder ins Netz einzuspeisen.

Ladeinfrastruktur für Elektroautos gezielt ausbauen

Zwar müsse zur Reduzierung der CO2-Emissionen die Abhängigkeit vom Auto insgesamt verringert werden, doch sei zunächst davon auszugehen, „dass das Auto noch etliche Jahre eine zentrale Funktion bei der Mobilität in ländlichen Regionen spielen wird.“

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse empfiehlt die Studie daher, die Ladeinfrastruktur gezielt auch an Arbeitsstätten auszubauen und staatliche Förderprogramme zu unterstützen. Zudem sollten die Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz im Bereich der öffentlichen Verwaltung beziehungsweise öffentlicher Gebäude flächendeckend ausgerollt werden.

Auch müssten steuerrechtliche Hürden und Sicherheiten bei der Abrechnung des Ladestroms abgebaut werden. Und es seien klare rechtliche Rahmenbedingungen für bidirektionales Laden erforderlich – etwa durch Produktstandards für E-Fahrzeuge und Stecker.

Quelle: Nabu

nk

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