Inhaltsverzeichnis
Salomon Finkelstein ging immer gern zur Schule. Bis die Deutschen kamen und seine Heimatstadt Lodz im damaligen Polen besetzten. Damals war er 17 Jahre alt und stand kurz vor dem Abitur. Als dann die Nazis ihn und seine Familie entführten und ins KZ Auschwitz brachten, nahm sein Leben eine abrupte Wendung. Von nun an musste der Schüler um sein Überleben kämpfen, an einen Abschluss war nicht mehr zu denken. Heute lebt der 96-Jährige in Hannover und bedauert immer noch, dass er nie das Abitur habe machen können, weil die Nazis es nicht zuließen, erzählte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.
Ehren-Abiturzeugnis für einen 96-Jährigen
Das soll sich nun, fast 74 Jahre nach seiner Befreiung aus Auschwitz, ändern. Denn die Albert-Einstein-Schule in Laatzen hat sich entschieden, Finkelstein ein Ehren-Abiturzeignis auszustellen. Zwar ohne Noten, aber mit richtigem Stempel und vor allem mit Unterschriften zahlreicher, dankbarer Schüler.
Der 96-Jährige hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Schulen in ganz Hannover besucht, um dort von seiner Zeit im KZ zu erzählen – von Menschen, die verhungerten, und Kindern, die zum Tode verurteilt wurden.
Die Erzählungen haben die Kinder an den Schulen sehr bewegt. So kam auch die Idee, dem Holocaust-Überlebenden ein nachträgliches Abitur zu verleihen, von einem Zehntklässler. Das Unrecht, welches Finkelstein erfahren musste, könne man zwar nicht ungeschehen machen, aber ein Zeichen könne trotzdem gesetzt werden, erklärte ein Geschichtslehrer der Albert-Einstein-Schule der „HAZ“. „Unsere Schule hat ihm viel zu verdanken“, fügt er hinzu.
„Man kann im Leben alles verlieren – nur nicht das, was man im Kopf hat“
Bei der Abiturfeier wird auch Bürgermeister Jürgen Köhne anwesend sein, zusammen mit mehreren hundert Schülern. Der 96-jährige Abiturient selbst kann nicht erscheinen, für ihn wird aber seine Tochter eine Rede halten. Darin will sie noch einmal alle daran erinnern, dass auch heute noch in vielen Teilen der Welt nicht jedes Kind Zugang zu Bildung hat.
Die Anerkennung für Salomon Finkelstein kommt zwar spät, gefreut hat dieser sich dafür umso mehr. „Man kann im Leben alles verlieren – nur nicht das, was man im Kopf hat“, sagte er der „HAZ“.
Quellen: „Hannoversche Allgemeine Zeitung“
Posts aus derselben Kategorie:
- Video: Miteinander und nicht gegeneinander
- Krieg in Nahost: Israelische Armee verkündet: 55 Meter langer Tunnel unter Schifa-Krankenhaus entdeckt
- Konzert in Hannover: Ed Sheeran – der letzte Popstar, auf den sich alle einigen können
- Video: Schnapszahl soll Brautpaaren Glück bringen
- Millionengewinn: Lottospieler aus Hannover wird mit Silvesterlotterie zum Millionär