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„Ich muss allerdings die Leidenschaft und Aggressivität mitbringen und das Glück erzwingen.“ Den legendären Satz sagte Oliver Kahn 2007 nach einer 0:1 Niederlage gegen Alemannia Aachen. Gemünzt war er auf das anstehende Duell in der Champions League gegen Real Madrid, das die Bayern mit dem schnellsten Tor der Geschichte durch Roy Makaay auch tatsächlich gewannen. Der aktuelle Bayern-Coach Niko Kovac lebt zu hundert Prozent nach dieser Philosophie und tatsächlich zeigt der verdiente, aber durch den mehr als zweifelhaften Elfer am Ende etwas glückliche Sieg, wie sehr besonders zwei Spieler Kovac‘ Anspruch verinnerlicht haben: Joshua Kimmich und Thomas Müller. Mit ihnen hätte es im Rückspiel gegen Liverpool zumindest einen harten Kampf auf Augenhöhe gegeben.
Der aggressive Leader: Thomas Müller macht den Van Bommel
Wir hatten in der Vergangenheit in diversen Artikeln schon häufiger herausgestellt, wie wichtig Co-Kapitän Thomas Müller als oberster Pressing-General, Lückenreißer und Strafraumkiller für das System von Niko Kovac ist. Gegen Werder Bremen stach für alle sichtbar eine weitere Eigenschaft vom Ur-Bayern hervor: Aggressivität und Wille. Jeder Zweikampf wurde so hart wie möglich geführt, keiner Rangelei aus dem Weg gegangen und alles versucht, den Gegner einzuschüchtern.
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Thomas Müller erinnerte in Körpersprache und Gestik an den niederländischen Ex-Münchener Mark Van Bommel, den Ottmar Hitzfeld einst als „Aggressive Leader“ gegen jede Art von Kritik an seinem Verhalten verteidigte und als Mentor für den jungen Schweinsteiger installierte. Auch Müller versucht in der etwas schwereren 8er bzw. 10er Position, die jungen Spieler mit- und den Druck von den Schultern zu nehmen. Besonders die anfälligere Flügelzange Gnabry und Coman profitiert merklich davon. Gegen Bremen durfte Müller im Gegensatz zu den Ligaspielen sogar fast durchspielen, die taktische Zeitverzögerung zum Schluss mal außer Acht gelassen. Kovac wusste ganz genau, dass die Mannschaft jene Leidenschaft gegen diese wunderbar-offensive Werder-Truppe im fischköpfigen Hexenkessel dringend gebrauchen konnte. Doch Thomas Müller steht nicht alleine für den Aufschwung unter Kovac.
Joshua Kimmich: Führungsspieler auf ungeliebter Position
Niko Kovac fehlt zum hochklassigen Elite-Trainer eigentlich nur ein stabiles Positionsspiel im Ballbesitz. Zu häufig zocken seine Spieler im vertikalen Spiel nach vorne, um dieses taktische Manko mit Mut auszugleichen. Zum Glück stehen ihm mit Alaba und Kimmich meistens die zwei ball- und passsichersten Außenverteidiger der Welt zur Verfügung. Beide können die zweiten Bälle der Innenverteidiger unter höchstem Druck verarbeiten und sich mit riskanten Seitenwechseln immer wieder Luft verschaffen. Kimmich kann zudem ein Spiel lesen, weiß mittlerweile, wann er nach vorne stoßen muss und schlägt so gefährliche Flanken, dass man sich eher wundert, wenn sie mal nicht auf dem Kopf von Lewy oder Müller landen. Es wird spannend zu sehen, ob Niko Kovac die qualitativ und quantitativ dünne Personaldecke auf der Sechs mit Kimmich lösen wird oder ihn auf seiner eher ungeliebten rechten Seite lässt. Denn eins sollte klar sein: Niko Kovac hat dem Verein seinen Stempel aufgedrückt, die Mannschaft trägt sein Gesicht. Mit den Millioneneinkäufen, der bevorstehenden Verjüngung und kleineren taktischen Weiterentwicklungen kriegt er alle Mittel an die Hand, auch in allen Wettbewerben weit zu kommen.
Ein Novum: Alle Mann außer den Opas an Bord
Der Dritte im Bunde, der zwar gegen Liverpool mitwirken durfte, aber meilenweit von seiner Bestform entfernt war, ist Kingsley Coman. Mit steigender Fitness und mehr Spielpraxis steigt auch das Selbstbewusstsein und so war es vor allem der Franzose, über den sich die Bayern in der ersten Hälfte trotz sehr gutgestaffelter Bremer immer wieder gefährlich ins Strafraumnähe bewegen konnten. Dass das Leichtgewicht nach den zwei Genickschlägen innerhalb kürzer Zeit noch den Elfmeter erzwang, malte nur das i-Tüpfelchen auf seine herausragende Leistung.
Überhaupt muss man Kovac auf die Habenseite schreiben, dass er trotz des veralteten Kaders im Gegensatz zu vielen anderen Vorgängern im Schlussspurt wenig Verletzte auf den kritischen Positionen hat. Serge Gnabry, der Star der letzten Wochen, wirkt körperlich so stabil wie selten, alle Innenverteidiger sind fit und so kann sich Kovac den Luxus erlauben, einen Leon Goretzka von der Bank zu bringen. Leider kam der FC Liverpool bereits im Achtelfinale. Zu früh, um das Glück in Bestbesetzung ernsthaft erzwingen zu können.
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