Ratgeber: Eigener Solarstrom kostet auf Dauer nur ein Drittel des Stroms aus dem Netz

Photovoltaik macht es möglich, nachhaltige Energie zu nutzen und dabei auch noch Geld zu sparen. Benjamin Merle, Cheftechniker des Solarunternehmens Enpal, verrät, worauf man achten muss.

Enpal bietet ein Mietmodell für Solaranlagen an. Die Installation, Wartung, Reparatur und Versicherung trägt die Firma, der Kunde zahlt eine Miete und nutzt eigenen Strom. Der Vorteil: Der Kunde muss kein Geld investieren. Doch zunächst verdient er auch kaum etwas, nach 20 Jahren übernimmt er die Anlage für einen Euro, dann nutzt er Eigenstrom, ohne investiert zu haben. Wir sprachen mit Benjamin Merle, dem Chief Product Officer bei Enpal, über die Möglichkeiten von Solartechnik heute – nicht nur für ein Mietmodell.

Herr Merle, bei Enpal stellen Sie keine eigenen Komponenten her, versorgen aber Ihre Kunden mit Solaranlagen. Was für Qualitätsunterschiede gibt es auf dem Markt? Auf welche Qualitätsmerkmale kommt es an?

Bei Panels kommt es im Wesentlichen auf die Energiedichte an, die kann in Watt pro Quadratmeter oder Watt pro Panel angegeben werden. Zudem ist die Langlebigkeit entscheidend – 25 bis 30 Jahre sind realistisch. Diese lange Lebensdauer sollte durch den Hersteller mit einer Outputgarantie von 20 bis 25 Jahren abgesichert sein, um sie vor Degradierung der Panels zu schützen.

Also einem starken Leistungsverfall der Panels.

Ja, je länger die Outputgarantie umso besser. Wichtig ist auch: Mittlerweile gibt es auch bezahlbare PV-Optimizer im Markt, die bei Teilverschattung sicherstellen, dass trotzdem Strom produziert wird. Bei den Wechselrichtern ist es wichtig, dass die Dimensionierung genau zur Anlage und Ausrichtung passt und somit auch bei diffusem Licht das Maximale rausholt. Der Wechselrichter sollte eine uneingeschränkte Herstellergarantie von 10 Jahren mit sich bringen. Durch unser Mietmodell garantieren wir unseren Kunden sogar 20 Jahre, in denen wir die Kosten für den Austausch tragen. Prinzipiell arbeiten wir nur mit Tier-1-Herstellern – also den direkten Herstellern der Anlagen – zusammen, um all dies sicherzustellen. Schlussendlich ist die Zukunftsfähigkeit wichtig. Hierbei geht es im Wesentlichen, um die Möglichkeit, Batterien, Ladesäulen oder andere Anlagen zu integrieren und gemeinsam nutzbar zu machen.  

Man sollte ein offenes System wählen, das mit Modulen erweitert werden kann. Tier-1 heißt die oberste Ebene, also direkt beim Hersteller. Dort kann ich als Privatkunde nicht kaufen. Aus welchen Ländern stammen die einzelnen Bausteine?

Bei den Solarmodulen arbeiten wir mit Longi in China zusammen, dem größten PV-Hersteller der Welt. Bei den Wechselrichtern hatten wir früher Geräte von ABB. Inzwischen sind wir aber auf Huawei umgeschwenkt, weil wir einen eigenen Einkauf in China aufgebaut haben. Die Stromspeicher kommen ebenfalls von Huawei. Das sind qualitativ sehr hochwertige Produkte zu einem dennoch günstigen Preis, und damit das Beste für unsere Kunden.

Ich sehe auf Facebook und im Netz immer wieder Reklame für Photovoltaik-Systeme, die meist in schrillen Tönen angebliche Wunderleistungen anpreisen. Als Konsument ist man da ratlos, weil man nicht weiß, was dahintersteckt. Wie kann man sich schlau machen?

Im Internet gibt es viele vermeintliche Expertenblogs und Ratgeber, die mit veralteten Daten und Informationen leider eher noch mehr Fragen aufwerfen können. Daher macht man sich am besten bei dem Anbieter direkt schlau. Meist weisen deren Webseiten schon einige Informationen auf. Viele Unternehmen wie auch wir von Enpal bieten unverbindliche Beratungsgespräche und Planungen an, bei denen man all seine Fragen in einem persönlichen Telefonat beantwortet bekommen kann.  

Bei Photovoltaik haben wir einen starken Preisverfall erlebt. Von welchen Dimensionen reden wir da?

Seit 2006 sind die Kosten für PV-Anlagen laut dem Fraunhofer ISE in Deutschland um circa 75 Prozent gefallen. Wir haben also heute ein Viertel der Preise von 2006. Daher ist die eigene Solaranlage heute die Energie zum Mitmachen – saubere, günstige Energie von allen, für alle!

Die Anlagen sind also heute viel billiger. Ist es nun klüger, Geld zu sparen und eine kleine und billigere Anlage zu kaufen oder ist es besser den Preisverfall in mehr Kapazität zu investieren?

Es ist meistens sinnvoller, in mehr Kapazität zu investieren. Die gleichen Panels, die früher 100 Watt erzeugt haben, erzeugen heute 400 Watt. Sie müssen auch an die Montagekosten denken. Es ist meist nicht wirtschaftlich, nur ein Viertel der Panels zu installieren, weil die heute leistungsfähiger sind: Wenn der Handwerker einmal vor Ort ist, dann lohnt es sich meist, das Dach voll zu bauen. Und wer in die Zukunft schaut, der weiß: In ein paar Jahren wird man vermutlich ein E-Auto und eine Wärmepumpe haben. Daher tut er gut daran, viel sauberen Strom selbst auf dem eigenen Dach zu erzeugen.

Benjamin Merle ist Chief Product Officer beim Solarunternehmen Enpal. Er hält einen Master-Abschluss von der University of Oxford in Environmental Change and Management und war, bevor er zu Enpal gestoßen ist, mehrere Jahre bei Aurora Energy Research tätig.

Benjamin Merle ist Chief Product Officer beim Solarunternehmen Enpal. Er hält einen Master-Abschluss von der University of Oxford in Environmental Change and Management und war, bevor er zu Enpal gestoßen ist, mehrere Jahre bei Aurora Energy Research tätig.

© Enpal / PR

Aufgrund der Regularien ist es heute profitabler, den selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen, anstatt den Strom ins Netz einzuspeisen. Dazu benötigt man einen Akkuspeicher, doch die werden auch günstiger.

Insbesondere mit einem E-Auto kann ein Speicher helfen, die Autarkie von normalerweise 30 bis 40 Prozent in den Bereich von 60 bis 80 Prozent zu bringen. Im günstigen Fall von 80 Prozent verbrauchen Sie dann fast ausschließlich Ihren eigenen Strom. Dies führt dazu, dass Kunden unabhängig und grün sind und dabei Stromkosten sparen. Wir empfehlen je nach Anlage Speicher zwischen 5 und 10 kWh.

Ein Stromspeicher von 10 kWh kann immerhin zehn Stunden lang ununterbrochen 1000 Watt abgeben. So etwas kostet heute etwa 6000 Euro. Der Strom ist grün und öko und nachhaltig. Bleibt aber die Frage, was kostet dieser Strom wirklich? Das können Sie nur annäherungsweise beantworten. Aber wenn Sie über den Daumen peilen: Wie viel kostet die Kilowattstunde aus der eigenen Anlage in etwa mit Speicher?

Der Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage kostet je nach Set-up etwa 10-15 Cent die Kilowattstunde – im Vergleich zum heutigen Strompreis von 30 Cent.

Wir reden also von der Hälfte oder einem Drittel des aktuellen Strompreises. Und der wird in den nächsten 20 Jahren weiter steigen. 2010 lag er noch bei etwa 23 Cent, heute sind es über 30 Cent. Lädt man ein E-Auto an einer öffentlichen Ladesäule, werden bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde fällig.

Richtig, der kalkulierte Preis für Ihre Anlage wird dagegen nicht steigen, der Preis für den Netzstrom wird aber teurer werden. Wir reden von einer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren, vielleicht auch von 35 Jahren. Die Schere öffnet sich also immer weiter. Man übertreibt nicht, wenn man sagt: Auf Dauer kostet der Strom aus der eigenen Photovoltaik ein Drittel des Netzstroms. Für exakte Werte müssen Sie natürlich ein konkretes Vorhaben durchrechnen lassen. Eine PV-Anlage lohnt sich fast immer, wenn der Kunde den Strom zu Hause nutzen kann. Zu den üblichen Verbrauchern im Haushalt kommen noch E-Auto und Wärmepumpe hinzu. Und wie Sie gesagt haben, der Preisunterschied zwischen dem eigenen Solarstrom und dem aus einer öffentlichen Ladesäule ist enorm. Wer ein E-Auto anschafft, dem drängt sich eine eigene Photovoltaik-Anlage geradezu auf.

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