Podcast „Ukraine – die Lage“ Vorfall zwischen US-Drohne und russischem Kampfjet: „Müssen davon ausgehen, dass das systematisches Provozieren ist“

„Die Frage ist: Ist das eine individuelle Schuld des Piloten gewesen oder ist es auf Anweisung gewesen? Also ist eine gewisse Systematik dahinter? Beides muss uns aber insofern verunsichern, wenn im ersten Fall der russische Pilot das auf eigene Ideen gemacht hat, dass dann die russische Führung ihre Piloten nicht im Griff hat“, sagt Sicherheitsexperte Christian Mölling.
© Uncredited/US DEPARTMENT OF DEFENSE/AP / DPA
Die Kollision eines russischen Jets mit einer US-Drohne über dem Schwarzen Meer könnte nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling eine gezielte Provokation gewesen sein.
Die Kollision eines russischen Jets mit einer US-Drohne über dem Schwarzen Meer könnte nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling eine gezielte Provokation gewesen sein. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast „Ukraine – die Lage“: „Die Frage ist letztendlich, kriegt die russische Seite ihre Piloten in den Griff oder war das eine gezielte Provokation von russischer Seite, um ein bisschen weiter die Amerikaner auszutesten und Unsicherheit zu säen.“
Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik verwies darauf, dass russische Piloten bereits vielfach die Sicherheitsregeln gebrochen hätten. „Wir müssen schon davon ausgehen, dass das ein systematisches Provozieren ist“, sagte er. Es bleibe die Unsicherheit, wie sich Russland in Zukunft verhalten wird.
Lieferungen von Kampfflugzeugen schlecht abgestimmt
Mölling machte deutlich, dass die Lieferung von MiG-Kampfflugzeugen von Polen an die Ukraine nicht eng mit den Verbündeten abgestimmt worden sei. Er gehe davon aus, dass zumindest die Amerikaner über die Ankündigung Polens informiert gewesen seien. Das Bündnis handele aber in der Frage der Waffenlieferungen nicht unbedingt gemeinsam. In früheren Debatten sei mal Frankreich vorgeprescht, mal Großbritannien. „Zu einem gewissen Teil ist der Eindruck eines koordinierten Vorgehens der Nato vielleicht der falsche“, sagte Mölling.
Geld statt Geschosse für die Ukraine
Mölling kritisierte, dass die Munitionslieferungen an die Ukraine hinter den Erwartungen zurückblieben. Nach seinem Verständnis seien die nötigen Produktionskapazitäten im Grunde vorhanden. Wichtig sei es, Aufträge an die Industrie auch tatsächlich zu vergeben. Zudem müsse mit den Produzenten über Prioritäten bei der Belieferung geredet werden sowie über die Ausweitung der Produktion auf andere Standorte. Es geschehe aber zu wenig und das zu spät.
Es läuft offensichtlich nicht“, sagte der Experte. Er empfahl, nicht in großer Runde das Vorgehen zu besprechen, sondern die Ukraine in die Lage zu versetzen, selbst einzukaufen. „Am besten ist, man lässt die Ukrainer entscheiden, welche Munition sie haben wollen und gibt ihnen ganz einfach einen Scheck“, sagte er.
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