Momente der TV-Geschichte: „Ihr Busen ist mir zu viel“ – wie Ingrid Steeger mit „Klimbim“ die Nation erregt

Momente der TV-Geschichte „Ihr Busen ist mir zu viel“ – wie Ingrid Steeger mit „Klimbim“ die Nation erregt

"Klimbim": Ingrid Steeger

Ingrid Steeger als Tochter „Gaby“ in der Sketchserie „Klimbim“

© Horst Ossinger/ / Picture Alliance

Sie war aus unzähligen Sexfilmchen bekannt: Ingrid Steeger spielt ab 1973 in der ARD-Serie „Klimbim“ mit – und vertreibt mit frivolen Späßchen den biederen Muff aus deutschen Wohnzimmern.

Schon die erste Minute sorgt für Gesprächsstoff: Ingrid Steeger betritt mit einem orangenen Badeanzug die Bühne. Als Nummerngirl sagt sie den ersten Sketch an. Doch was ist das? Als sie die Nummer wegnimmt, scheint es im ersten Moment, als würde der Anzug unterhalb des Bauchnabels aufhören. Ist sie etwa nackt? Ein Schockmoment in den biederen deutschen Wohnzimmern der 70er Jahre. Natürlich hatte Steeger etwas an. Doch die Provokation war bewusst gewählt. Die Deutschen entdeckten ihre Liebe zum Frivolen.

Am 24. Juli 1973 läuft die erste Folge von „Klimbim“ im deutschen Fernsehen. Regisseur Michael Pfleghar hatte sich für die Sketchsendung bewusst Schauspieler ausgesucht, die zuvor schon in den harmlosen Sexfilmchen der 60er Jahre mitgespielt hatten. Elisabeth Volkmann, Dieter Augustin und Ingrid Steeger sind genau die Richtigen, um die teilweise frivolen Sketche noch anrüchiger wirken zu lassen. Die Provokation gehört zum Konzept der Sendung. Mit erstaunlichem Erfolg.

„Kimbim“ mit Ingrid Steeger wird zur Peep-Show des kleinen Mannes

Millionen von bundesdeutschen Zuschauern sitzen am Dienstagabend um 20.15 Uhr vor dem Fernseher, wenn Steeger im Titellied singt: „Dann mach ich mir ein Schlitz ins Kleid und find‘ es wunderbar.“ Nackte Haut im Fernsehen ist zu dieser Zeit eine absolute Ausnahme. Doch die Steeger sitzt im Sketch „Ihr Busen ist mir zu viel“ oberkörperfrei im Vorzimmer. Gewagt. „Klimbim“ wird zur Peep-Show des kleinen Mannes. Das Anti-Prüde kommt an und macht vor allem Steeger zum Star.

„Als Ausziehfräulein der Nation hat die Steeger Verblüffendes geschafft: Lüsterne Männer finden ihren zarten Körper ebenso niedlich wie biedere Hausfrauen. Niemanden stört’s, wenn die süße Naive schon zur Hauptsendezeit nach der ‚Tagesschau‘ ihre Hüllen fallen lässt. Sexy ist das selten, erotisch nie, komisch schon eher“, schreibt der stern 1974 zu Beginn der zweiten Staffel „Klimbim“. Mit seiner Meinung, dass Steeger nicht sexy oder erotisch sei, steht der Autor damals allerdings ziemlich alleine da.

Insgesamt fünf Staffeln drehen Pfleghar und der WDR zusammen, erst 1979 ist Schluss. Viele Szenen wirken selbst aus heutiger Sicht noch ziemlich gewagt und sexuell freizügig. Lediglich der Humor von damals will nicht mehr so recht zu zünden. Klamauk scheint eine kürzere Halbwertszeit als nackte Tatsachen zu haben.

mai

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