Jugendschutz: Achtung, jugendgefährdend: Diese Musiker und Bands landeten in Deutschland auf dem Index

„Eine Zensur findet nicht statt“, heißt es klar und deutlich im Artikel fünf des Grundgesetzes. Das gilt allerdings nur für die sogenannte Vorzensur. Nach ihrem Erscheinen können Bücher, Filme oder Musik sehr wohl zensiert werden, insbesondere aufgrund der „gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend“, wie es im gleichen Artikel heißt. 

Dafür verantwortlich ist in Deutschland die Bundeszentrale für Kinder– und Jugendmedienschutz (BzKJ), die bis zum April des vergangenen Jahres noch Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hieß. Die Behörde gehört zum Familienministerium und erstellt den berühmt-berüchtigten „Index“ – eine Liste von Medien, die als schädlich für Jugendliche angesehen werden und deshalb Menschen unter 18 Jahren nicht zugänglich gemacht werden dürfen. Außerdem ist Werbung für die entsprechenden Titel in Medien, die Jugendlichen zugänglich sind, untersagt.

Musik auf dem Index: Jugendgefährdende Songs werden zensiert

Offiziell trägt der Index den Namen „Liste der jugendgefährdenden Medien“. Die Bundeszentrale wird tätig, wenn ein entsprechender Antrag gestellt wird. Dann entscheidet ein zwölfköpfiges Gremium darüber. Auf dem Index befinden sich Medien, die Kinder-, Jugend-, Gewalt- und Tierpornografie verbreiten, NS-Gedankengut oder sonstige „Anreize zu Rassenhass“ enthalten.

Außerdem wird Pornografie, Gewaltverherrlichung, die Diskriminierung von Menschengruppen oder das Nahelegen von selbstschädigendem Verhalten indiziert. Nach 25 Jahren läuft die Indizierung automatisch aus, kann nach einer Einzelfallprüfung aber verlängert werden.

Für Die Ärzte ging es um die Existenz

Auch einige prominente Bands und Musiker stehen auf dem aktuellen Index, der dem stern vorliegt – oder wurden mit bestimmten Songs und Alben in ihrer Karriere zumindest vorübergehend als jugendgefährdend eingestuft. Die Auswirkungen waren ganz unterschiedlich. Manche Künstler erlebten dadurch einen wahren Aufschwung ihrer Verkaufszahlen, obwohl genau das verhindert werden soll. Deshalb wird die Liste der jugendgefährdenden Medien von Bundeszentrale auch nicht veröffentlicht. Dennoch verhalt die Indizierung gerade im Hip Hop einigen Interpreten zu Berühmtheit. Andere Musiker hingegen wehrten sich tatkräftig gegen die Einstufung und zogen sogar vor Gericht.

Für die Punkband Die Ärzte wurde es 1987 sogar existenzbedrohend, als der Song „Geschwisterliebe“ der damals noch jungen Band auf dem Index landete (wo er sich auch heute noch befindet). In dem Lied geht es um Sex zwischen Bruder und Schwester. „Wir haben nach der Indizierung und vor allem aufgrund der danach erfolgten, aufsehenerregenden Beschlagnahmung unserer Alben in einigen Plattenläden von einem Tag auf den anderen keine Platten mehr verkauft“, sagte Farin Urlaub der Deutschen Presse-Agentur 35 Jahre später über die wirtschaftlichen Folgen. „Wir waren etwa ein dreiviertel Jahr lang nahezu ohne Einkommen.“ Sogar die Auflösung der Band stand im Raum, später allerdings seien die Ärzte doch ihre Platzierung auf dem Index „zu verruchten Helden“ stilisiert worden.

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