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Zwei Meilen vor der Küste der japanischen Stadt Takehara liegt das Häschen-Paradies: Eine verlassene Insel, auf denen es von Kaninchen wimmelt. Das Eiland ist bekannt unter dem Namen Usagi Jima – die Häschen-Insel. Die Mümmler werden von Ausflüglern gefüttert, Kinder streicheln die Tiere. Die Insel wirkt wie eine Mischung aus Kuschelzoo und Tschernobyl, wegen der verlassenen Gebäude.
Düstere Vergangenheit der Insel
Und diese Anlagen erzählen eine andere, finstere Geschichte. Denn es gab eine Zeit, da war die Häschen-Insel so geheim, dass ihr Name von allen Landkarten getilgt wurde. Auf ihr stellte das kaiserliche Militär nämlich 6000 Tonnen Giftgas her. Japans Armee setzte Kampfgase auch bei militärischen Operationen ein. Etwa 80.000 Chinesen sollen durch Senfgas und Phosgen getötet worden sein.
Testobjekte
Die Häschen sind in Zusammenhang mit den Giftgasversuchen auf die Insel gelangt sein. An ihnen sollen die Kampfstoffe erprobt worden sein. Kaninchen und Hasen eignen sich auch als Detektoren für Giftgaslecks. Im Kalten Krieg trugen Soldaten in Schutzanzügen Kaninchen in Käfigen mit sich herum, wenn sie die Giftgasbunker inspizierten. Eine undichte Stelle in einem der Behälter hätte angesichts der Giftigkeit der Chemikalien sofort zum Tod des Tieres geführt.
Die Restbestände der Tiere könnten nach 1945 auf der Insel verblieben sein, wird vermutet. Andere Quellen berichten, dass die US-Soldaten, die nach der Kapitulation Japans auf die Insel kamen, die überlebenden Testkaninchen getötet haben sollen. Ob das tatsächlich geschehen ist, kann kaum beurteilt werden. Klar ist nur: Vollkommen ausgelöscht wurde die Insel-Population nicht.
Ökokatastrophe durch virales Video
Inzwischen haben sich die überlebenden Tiere zu einer wahren Plage entwickelt. Sie leben von den Touristen und haben sich so sehr vermehrt, dass es kein funktionsfähiges Ökosystem mehr auf der Insel gibt. Sie ist kaum mehr als ein riesiger Kaninchenstall. Ein richtiger Boom wurde 2014 durch ein Youtube-Video ausgelöst, berichtet „Take Part“ – ein Portal für ökologische Themen. Auf dem Clip ist zu sehen, wie eine Touristin, die die kleinen Hoppler füttern wollte, von einem ganzen Hasen-Schwarm überrannt wurde und sich nur mit Mühe von den Hasenmassen befreien konnte. Noch mehr als andere Nationen haben Japaner eine große Schwäche für niedliche Tiere. Und die wird noch gesteigert, wenn eine unheimliche Umgebung einen gruseligen Kontrast bietet.
„Wir dürfen die Rolle, die virale Videos spielen, um bestimmte Arten für die Menschen attraktiv zu machen, nicht unterschätzen“, sagte die Forscherin Anna Nekaris von der Oxford Brookes University. „Es gibt einen direkten Zusammenhang, mit dem Anstieg illegaler Slow-Loris-Fotoshows in Thailand (Anmerkung der Redaktion: Bei Slow Loris handelt es sich um eine nachtaktive Primatenart). Nachdem ein Video von einem Slow Loris mit der japanischen Siegerpose populär wurde, waren die Tiere in Japan als Haustiere gefragt.“
Das größte Problem ist nun, dass die Touristen nicht regelmäßig an allen Tagen auf die Insel kommen. Von den Touristen werden die Tiere an guten Tagen gemästet, doch in regnerischen Wochen leiden die Häschen bittere Not. Inzwischen sollen sie die Vegetation der Insel größtenteils verspeist haben.
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