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Inflation Die Erzeugerpreise fallen, aber für die Verbraucher wird es immer teurer. Woran liegt das?
Als die Erzeugerpreise im Juli um sechs Prozent zurückgingen, galt das Hoffnungszeichen für die weiter galoppierende Inflation bei den Verbraucherpreisen. Doch so einfach ist der Zusammenhang nicht
Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen weiter – und zwar stark: voraussichtlich um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat im August. Das ist zwar ein geringerer Anstieg als noch im Frühjahr oder im Herbst vergangenen Jahres, als die Inflation bei bis zu 10,4 Prozent lag. Aber es bleibt ein Wert deutlich über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent.
Gleichzeitig sanken im Juli erstmals seit November 2020 die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte, sogar um ganze sechs Prozent. Das sind jene Preise, die Produzenten für ihre gewerblichen Güter aufrufen. Wenn Hersteller ihre Waren aber günstiger einkaufen können, dann müssten doch auch die Preise im Geschäft sinken, oder?
Wieso Unternehmen die fallenden Preise nicht weitergeben
Es gibt keinen Automatismus zwischen sinkenden Erzeugerpreisen und dem, was die Kunden im Möbelhaus oder im Supermarkt am Ende bezahlen. Nicht immer geben Firmen die gesunkenen Einkaufspreise weiter – weil sie so ihre Gewinnmarge erhöhen können, aber auch, weil es nicht anders geht. Je nachdem, wie viele Weiterverarbeitungsstufen es gibt, nutzt sich der Unterschied von einer zur nächsten Stufe ab. Außerdem kommen auf dem Weg zum Verbraucher noch weitere Kosten hinzu, zum Beispiel für das Verkaufspersonal.
Außerdem sinken die Erzeugerpreise im Schnitt aktuell vor allem, weil Strom und Gas sehr viel billiger geworden sind (minus 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), ebenso wie Metall und Holz. Für Konsum- und Investitionsgüter dagegen steigen die Erzeugerpreise derzeit weiter an. Hier gibt es also gar keine Kostensenkung, die Firmen an Kunden weitergeben könnten.
Die Verbraucherpreise steigen derzeit überdurchschnittlich stark bei Nahrungsmitteln (plus neun Prozent). Da spielen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte eine Rolle – auch die sinken. Die aktuellsten Zahlen sind aus dem Juni, damals gingen die Preise um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück.
Doch auch hier lässt sich der Unterschied zwischen Verbraucher- und Erzeugerpreisen durch genauere Aufschlüsselung erklären: Die landwirtschaftlichen Produkte werden im Schnitt vor allem teurer, weil die Getreidepreise massiv zurückgegangen sind (minus 38,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat). Die Erzeugerpreise für Obst und Gemüse stiegen hingegen stark an. Die Erzeuger verkauften Blumenkohl im Juni 2023 62,2 Prozent teurer als im Juni 2022, Erdbeeren kosteten 30,3 Prozent mehr. Das wirkt sich dann auch auf die Preise im Supermarkt aus.
Staatliche Maßnahmen gegen die Inflation
Ein letzter Punkt, weshalb die Inflation nicht zurückgeht, obwohl die Erzeugerpreise sinken: Die Preise aus dem Vorjahr sind verzerrt, weil die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Inflation mit Maßnahmen wie dem 9-Euro-Ticket oder dem Tankrabatt abgeschwächt hatte. In den Herbstmonaten, als die Maßnahmen ausliefen, war der Preissprung dann extrem. Das könnte sich in diesem Jahr positiv auf die Inflationszahlen auswirken: Im Vergleich zu den Preisen, die im Herbst 2022 galten, werden die Werte im Herbst 2023 wahrscheinlich nicht so stark ansteigen.
„Die enttäuschenden Augustzahlen sollten nicht überbewertet werden“, sagt deswegen auch Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater zur Deutschen Presseagentur. Er glaube, dass die Erzeugerpreise mittelfristig eben doch wirken werden: „Dieser nachlassende Preisdruck wird ab September auch bei den Verbraucherpreisen ankommen.“
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