Ende einer Karriere: Interview mit René Adler: „Meine Ängste waren meine größten Treiber“

Ein Dienstagnachmittag im April. René Adler, 34, schwarzes Shirt zur schwarzen Hose, öffnet die Tür seines Stadthauses in Hamburg-Eimsbüttel und führt an einen großen Tisch. Unter dem T-Shirt zeichnen sich die Muskeln ab. Keine Frage, der Mann wirkt austrainiert, auch zwölf Monate nach seinem letzten Bundesligaspiel, kein Gramm Fett zu viel am Körper. Beim FSV Mainz 05 steht Adler noch bis zum 30. Juni unter Vertrag, nach fünf Jahren beim Hamburger SV und zwölf bei Bayer Leverkusen davor. Und doch wird jener 3 : 0-Sieg über RB Leipzig am 29. April 2018 sein letztes Spiel als professioneller Torwart bleiben. Das linke Knie. In den nächsten zweieinhalb Stunden ruht es unter dem Tisch, obgleich Adler das offizielle Ende seiner Karriere verkünden wird. Er ist sich seiner Sache sicher, das wird schnell deutlich.

stern: Herr Adler, ein Jahr ist es nun her, dass Sie sich im April 2018 bei einem Trainingsunfall einen Knorpelschaden im linken Knie zugezogen haben. Bei normalem Reha-Verlauf sollten Sie bald wieder fit sein. Warum ist es nicht so gekommen?

René Adler: Ich konnte im Januar zwar wieder mit dem Laufen beginnen, aber bei dynamischen Bewegungen reagiert das Knie immer wieder, wird dick. Das Vertrauen in den Körper ist einfach nicht mehr da, es macht deshalb keinen Sinn mehr. Darum höre ich nun auf.

Warum wirken Sie nicht zerknirscht?

Ich werde die Intensität, die das Leben als Profi mit sich bringt, auch vermissen. Vor allem aber überwiegt heute Dankbarkeit. Ich habe den Fußball in Mainz noch einmal genießen können, trotz zweier schwerer Verletzungen, das war mir wichtig. Ich weiß, dass mir der Fußball eine super Ausgangsposition verschafft hat für das Leben danach, finanziell und durch mein Netzwerk. Aber es war auch ein mentaler Kraftakt. Ich habe dafür einen hohen Preis bezahlt. Mein Körper hat genug gelitten.

Verletzungen haben immer wieder Ihre Karriere durchkreuzt. Auf wie viele Operationen kommen Sie am Ende?

(überlegt, zählt) Elf dürften es gewesen sein. Los ging es mit dem Bruch des Schienbeinkopfes, da war ich 14. Beim Übergang zum Erwachsenenbereich gingen die Probleme dann richtig los.

Gab es einen Auslöser?

Ich konnte mich immer extrem pushen, in jedem Training, weil ich mir immer einen unheimlichen Druck gemacht habe, noch besser zu werden. Ich war im Jahr 2000 von Leipzig ins Nachwuchsleistungszentrum von Bayer Leverkusen gewechselt, habe alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen. Der Anspruch von mir und an mich war enorm. 2004 riss dann das Syndesmoseband, das Halteband zwischen Schien- und Wadenbein, da kam eine Schraube rein, und weiter ging’s – bloß keine Zeit verlieren. 2005 folgte der Trümmerbruch in der Nase bei der U-20-WM.

Der so typische Luftkampf im Strafraum?

Nein. Ein Schuss aus zwei Metern, Vollspann, von einem jungen Kicker namens Messi. Gefühlt ist der Ball von meinem Gesicht bis zur Mittellinie abgeprallt. Kurz darauf war Abstoß, ich habe den Ball mit maximalem Selbstverständnis ausgerichtet und glaubte tatsächlich, er würde in Richtung Mittellinie fliegen. Gelandet ist er auf der Tribüne. Ich hatte ein Schleudertrauma. Ein bisschen Nasenbluten in der Halbzeit, dann wieder raus.

Ihr Bundesligadebüt kam 2007 mit 22 Jahren relativ spät für einen, der als hochbegabt galt. Was war der Grund?

Ein Grund war sicher die ewig nicht diagnostizierte Rippenfraktur, die ich mir 2006 zugezogen hatte. Ich habe über Monate kaum noch Luft bekommen, aber dennoch weiter trainiert. Manche haben sogar gedacht, ich bilde mir den Schmerz nur ein. Parallel starteten ehemalige U-Nationalmannschaftskollegen wie Podolski in der Bundesliga durch. Ich habe mich dagegen gefragt: Ergibt das noch Sinn? Willst du die Karte Fußball noch spielen? Ich habe mich schon nach Studienplätzen umgeschaut.

Was half Ihnen in jener Zeit?

Ich begann 2006 mit 21 Jahren, mit einem Mental-Coach zu arbeiten. Ich hatte mein ganzes Leben auf eine Sache ausgerichtet, und nun hing alles am seidenen Faden. Ich hatte eine tiefe Angst in mir, dass meine Karriere schon vorbei ist, bevor sie begonnen hat. Mancher im Verein, der mich vorher protegiert hatte, wandte sich ab. Dieser extreme Gegensatz, zu sehen, dass das Pendel in beide Richtungen ausschlagen kann, das musste ich erst mal verarbeiten. Ich habe gespürt, dass ich meine Gedanken für meine Karriere besser steuern muss.

Was genau tat der Coach mit Ihnen?

Erst einmal haben wir viel gesprochen. Es ging darum, dass ich mich selbst besser kennenlerne, wieder Zuversicht und Lust am Fußball entwickle. Leichtigkeit ging mir damals völlig ab. Dann kam das Mindset-Training dazu: Wie programmiere ich mich etwa durch autogenes Training vor dem Spiel, beim Schlafengehen am Abend davor, im Bus auf dem Weg ins Stadion?

Als Sie dann zum ersten Mal für Leverkusen auf Schalke spielten, überschlugen sich die Kritiken. Tenor: Der Nationaltorwart der Zukunft ist angekommen …

Unser Torwart Jörg Butt hatte in der Woche zuvor die Rote Karte gesehen, ich war gerade zwei Wochen wieder im Training nach der Rippen-OP. Da kam mein damaliger Trainer Michael Skibbe zu mir und sagte: Du spielst auf Schalke.

„Ich habe das Zutrauen in die eigene Stärke selten in mir gespürt“

Endlich Bundesliga. Sie jubilierten?

Eher das Gegenteil. Es war ein Schock. Ich sagte noch zu Skibbe: ‚Das können Sie nicht bringen, ich bin gar nicht fit.‘ Er: ‚Das ist mir egal, ich weiß, was du kannst.‘ Bei den Amateuren ein paar Tage davor habe ich mich im Spiel noch unsicher gefühlt. Um den Druck zu relativieren, habe ich mir selbst eingeredet: Du wolltest immer Bundesligaprofi werden. Egal, ob es in die Hose geht, auf deiner Autogrammkarte steht dann ein Spiel. Ziel erreicht.

Wie schafften Sie es, dennoch gleich eine Weltklasseleistung zu bringen?

Mich hat das Vertrauen meines Trainers gestärkt, ich selbst habe das gar nicht so gefühlt. Dann macht das Adrenalin extrem aufmerksam. Genieße das Spiel, habe ich mir mantraartig vorgesagt. Beim Warmmachen habe ich darauf geachtet, dass ich eine Form von Gelassenheit hatte, ich habe mich ein bisschen zur Stadionmusik bewegt, um die Grundspannung etwas abzubauen. Ich fand zur Ruhe und ging völlig auf in dem Spiel. Vielleicht war das erste auch mein bestes Spiel überhaupt.

Erfolgreiche Jung-Profis sind meist sehr von sich überzeugt. Sie hatten schnell Selbstzweifel. Warum?

Das liegt sozusagen in meiner DNA, ich war schon immer eher angstgetrieben und sicherheitsdenkend, nicht verwegen; dazu kommt, dass ich in meiner Erziehung noch eher ostdeutsch geprägt bin: sich lieber kleiner machen, als man ist, nicht negativ auffallen. Erst mal was zeigen, sich nicht selbst loben. Wenn es ein Problem gibt, bei sich ansetzen: Rückenschmerzen? Trainiere den Bereich intensiver. So in der Art.

Was nährte Ihr Selbstvertrauen?

Ich habe meinen Selbstwert stark über meine Leistung bezogen. Spielte ich gut, fühlte ich mich gut. Eine tiefe Überzeugung zu entwickeln – ‚Ich schaffe das, auch wenn Rückschläge kommen‘ –, das war für mich brutale Arbeit. Ich habe das Zutrauen in die eigene Stärke selten in mir gefühlt. Ich hatte die höchsten Ziele, doch zwischen meinem Anspruch und meinem inneren Empfinden bestand oftmals eine hohe Diskrepanz. Das immer wieder zu vereinen hat enorme Kraft gekostet.

Fehler werden bei Torhütern noch kritischer beurteilt. Wie gingen Sie damit um?

Jeder Fehler war eine kleine Katastrophe. Ich empfand dann regelrecht eine Scham, auch mir selbst gegenüber, bin mit schlechtem Gewissen zum Training gefahren, habe mich mit Extraschichten selbst gegeißelt – im Nachhinein völliger Blödsinn. Erst in den späteren Jahren entwickelte ich da eine Gelassenheit.

Dennoch bekleideten Sie oft das Kapitänsamt. Warum diese exponierte Rolle?

Das gehört zu den Pflichten eines Führungsspielers. Wenn man gut spielt, macht man das gern. Doch auch in Momenten, wo ich wenig Selbstvertrauen spürte, war es meine Aufgabe als Führungsspieler, im Sinne der Mannschaft vor die Presse zu treten. Dann spielt man natürlich auch mal eine gewisse Rolle.

Und doch schien Ihnen 2009 nach einem WM-Qualifikationsspiel in Moskau das Nationaltor auf Jahre hinaus zu gehören. Ihr Konkurrent Robert Enke litt unter Depressionen und nahm sich kurz darauf das Leben, Manuel Neuer stand noch nicht bei Bayern München im Tor. Dann verletzten Sie sich unmittelbar vor der WM 2010. Die Angst des Torwarts vor dem Turnier?

(lächelt gequält) Kann man so sagen. Jeder verfehlte Abwurf in einem Spiel wurde damals im Zweikampf mit Neuer medial aufgerechnet. Der Druck und die Erwartungshaltung potenzierten sich noch einmal. Ich bin davon überzeugt, dass mein Körper damals mit den Verletzungen darauf reagiert hat, dass ich mir zusätzlich zu diesem Druck von außen auch selbst einen immensen innerlichen Druck gemacht habe. Der Rippenbruch im Frühjahr 2010 war das Stoppschild meines Körpers.

Zupackend: Adler feierte 2007 beim 1:0-Sieg seiner Leverkusener auf Schalke ein grandioses Bundesliga-Debüt mit zahlreichen Glanzparaden. "Vielleicht war das erste auch mein bestes Spiel überhaupt", sagt er im Rückblick

Zupackend: Adler feierte 2007 beim 1:0-Sieg seiner Leverkusener auf Schalke ein grandioses Bundesliga-Debüt mit zahlreichen Glanzparaden. „Vielleicht war das erste auch mein bestes Spiel überhaupt“, sagt er im Rückblick

Auf der anderen Seite lieferten Sie in Situationen wie in Moskau Ihre besten Spiele ab. Ist das nicht paradox?

Auf den ersten Blick schon. Aber in mir war immer auch diese mentale Stärke. Ich konnte mich total fokussieren, zum Teil so stark, dass ich nach der Partie im Bus nicht einmal mehr eine Zeitung lesen oder einen Film sehen wollte, so ausgelaugt fühlte ich mich. Ich konnte Stress gut ab in den Situationen selbst, manchmal habe ich ihn sogar genossen. Nur wenn es gerade weniger gut lief, hat es mich viel Energie gekostet, mich immer wieder aufzurichten. Ich hätte früher einen anderen Umgang mit Niederlagen erlernen müssen.

Ist der Druck im Profi-Fußball zu hoch?

Würde ich nicht generell mit Ja beantworten, das ist sicher auch eine Frage der Persönlichkeitsstruktur. Ein Mann wie Thomas Müller kann das Business sicher anders genießen, weil er sich unter anderem selbst nicht so schnell infrage stellt.

In Südafrika wurde die Elf 2010 WM-Dritter und begeisterte mit Talenten wie Özil, Müller, Khedira oder Boateng. Manuel Neuer galt danach als unangefochten im Nationaltor. Sie fielen in Leverkusen in ein tiefes Loch, verloren nach einer schweren Knieoperation im Herbst 2011 sogar dort Ihren Stammplatz. War dies der Tiefpunkt Ihrer Karriere?

Ja, das war definitiv die schwärzeste Phase, zu spüren, wie ersetzbar man ist. Gerade war man noch der große Held in Leverkusen, und dann kommt ein 19-Jähriger wie Bernd Leno und macht es herausragend gut. Es fiel mir extrem schwer, die Spiele live im Stadion zu sehen, einmal bin ich zur Halbzeit sogar nach Hause gefahren, so nah ging mir alles

„Es war noch nie so einfach, ohne wirkliche Fähigkeiten bekannt zu werden“

Half Ihnen das Mentaltraining nicht über jene Zeit?

Ich hatte die Zusammenarbeit davor beendet. Der klassische Fall: Sobald es läuft, glaubt man, es nicht mehr zu benötigen. Erst in der Krise begann ich wieder, mit meinem Coach zu arbeiten.

Wie oft haben Sie ohne Schmerzen Fußball gespielt?

Eher selten.

Griffen Sie zu Schmerztabletten?

In Leverkusen habe ich am Anfang meiner Karriere vor vielen Spielen eine genommen.

Was für Tabletten?

Ibuprofen, Voltaren.

Warum haben Sie nicht pausiert?

Als Torwart gibt es nur eine Position. Wenn du raus bist und der andere hält gut, kehrst du nicht so schnell wieder zurück. Da haust du dir lieber schnell ein paar Tabletten oder Spritzen rein. Ich bin zu Beginn meiner Karriere manchmal wöchentlich zu Müller-Wohlfahrt nach München geflogen, habe mich dort spritzen lassen, mich durch die Woche gequält, am Wochenende abgeliefert und dann das Ganze wieder von vorn – totaler Wahnsinn.

Ist die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeit da nicht groß?

Ich habe keinen Hang zu Abhängigkeiten und habe die Medikamente auch bewusst wieder weggelassen. Es ging oft eher um erfolgreiche Routine und Aberglauben: Du hast danach ein gutes Spiel gemacht, hast vielleicht gar keine großen Schmerzen mehr, aber es hat funktioniert. Also denkt man: Das mache ich wieder so.

Sie wechselten 2012 von Leverkusen zum Hamburger SV und kämpften sich in die Nationalmannschaft zurück. Joachim Löw strich Sie kurz vor der WM 2014 dann aus dem Kader.

Das hat mich damals brutal hart getroffen.

Härter als das WM-Aus 2010?

Ja, schon. Ich hatte mich noch einmal rangekämpft nach der verpassten WM, der Verletzung. Dann so kurz vor dem Turnier wieder mit einem Negativerlebnis konfrontiert zu werden, das hat mir schon den Boden unter den Füßen weggezogen. Die Elf ist dann ja sogar Weltmeister geworden. Ich habe danach ein Stück weit meine Ziele und Träume begraben müssen, klar.

In welcher Hinsicht?

Gefühlt war ich nicht mehr in dieser Elite. Ich war „nur“ noch Bundesligaprofi. Das langfristige Ziel – Nationaltorwart -, das mich über all die Jahre getragen und motiviert hatte, war weg.

Sind Sie von Löw enttäuscht?

Da bin ich rational. Trainer treffen keine Entscheidungen aus Dankbarkeit.

Wenn Sie Manuel Neuer heute sehen, sehen Sie sich manchmal selbst? So hätte es auch laufen können?

(überlegt lange) Ich glaube, dass Manu für das Business mit seiner natürlichen Leichtigkeit, die ihn auszeichnet, klar im Plus war, weniger vom Talent in Sachen Torwartspiel. Du musst lernen, mit deiner mentalen Energie zu haushalten, gerade wenn du immer so im Fokus stehst.

Haben Ihre Ängste und Zweifel Sie um eine größere Karriere gebracht?

Sie waren meine größten Treiber. Aber sie haben mich auch daran gehindert, alles aus meinem Talent rauszuholen. Meine Erwartung war höher.

Was würden Sie heute anders machen?

Ich würde frühzeitig ein eigenes Team mit Fachleuten um mich bilden. Ich hätte in mancher Situation ein Korrektiv gebraucht, jemanden, der mir hilft, meine wahren Bedürfnisse zu erkennen. Ich hatte während meiner Zeit in Leverkusen mit meinem Torwarttrainer Rüdiger Vollborn einen Freund und Mentor, der diese Rolle übernommen hat und mich kannte wie kein anderer. Ich habe es verpasst, dieses Team um mich zu bauen, welches mich vereinsunabhängig durch meine Karriere begleitet und mir hilft, meine Schwankungen auszugleichen.

Sind für die Spielerbetreuung nicht vor allem die Klubs zuständig?

Ich gehöre nicht zu denen, die sagen: Das System Fußball ist zu rücksichtslos. Ich glaube, dass eine solche individuelle dauerhafte Betreuung ein Klub gar nicht leisten kann, schon weil Spieler oft wechseln. Außerdem sind die Interessen zwischen Klub und Profi oft unterschiedlich. Das beginnt schon, wenn der Trainer einen anderen aufstellt.

Haben Sie sich über persönliche Probleme mit Kollegen ausgetauscht?

Nein, generell wird so was in Mannschaften wenig thematisiert, ich bin damit eher zu Freunden außerhalb der Kabine gegangen.

Welches Erlebnis Ihrer Karriere ist Ihnen am Ende haften geblieben?

(überlegt wieder lange) Als ich nach Hamburg kam, haben wir in der Vorbereitung eine Kanufahrt in Schweden gemacht, als teambildende Maßnahme, ohne Handy. Mittagsschlaf im Zelt. Lagerfeuer mit den Jungs. Man lernt seine Mannschaftskollegen in so einer Atmosphäre noch besser kennen. Danach habe ich mich gesehnt.

Sie wählen ein fußballfernes Erlebnis?

Stimmt.

Weil dies einer der seltenen Momente war, wo Sie die Gemeinschaft wirklich gespürt haben?

Ja, das trifft es. Sonst geht es immer nur darum, bestmöglich zusammen zu funktionieren. Man lernt sich nicht wirklich kennen. Ich habe mich kaputtgelacht, als sich Heung-Min Song beim Rudern nur im Kreis gedreht hat. Mit meinem Torwartkollegen Jaroslaw Drobny im Paddelboot irgendwelche Häuser in der Nähe abzuklappern, um eine Palette Bier zu holen, herrlich. Wir haben unsere T-Shirts dafür verschenkt, mussten am nächsten Tag mit freiem Oberkörper weiterpaddeln und haben die Palette erst recht wie einen Pokal gefeiert.

Was ist mit dem Rausch, vor großen Massen zu spielen?

Mich hat das Spiel als Torwart mehr fasziniert. Bälle halten, sich im Raum bewegen.

Hat sich die Kultur im Fußball geändert?

Fakt ist, dass die sozialen Medien dem einzelnen Spieler einen hohen Wert vermitteln, unabhängig von seiner Leistung. Auf gut Deutsch: Du musst wenig können, außer gut auszusehen oder was zu verkaufen. Es war noch nie so einfach, ohne wirkliche Fähigkeiten bekannt zu werden. Ich finde, im Kern sollte die Leistung stehen, nach der man bewertet wird. Ich glaube, der jüngeren Generation reicht es oft, nach außen was darzustellen, statt gut zu sein.

Ältere Profis erklärten zuletzt, die neue Generation zeige sich zu früh mit dem Erreichten zufrieden. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?

Es wird eben sehr schnell sehr viel Geld verdient. Gepaart mit dem Gefühl „Ich bin bekannt“ glauben sich einige schneller am Ziel. Wenn ich die Jungs heute frage: „Was ist euer Ziel?“, kann mancher das nicht sagen. Das fällt mir schwer nachzuvollziehen – daran merke ich, dass ich zu manchen Gedankengängen der neuen Generation keinen Bezug mehr habe. Es ist auch in dieser Hinsicht an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen.

Wohin soll der Sie führen?

Ich bin an einer Firma beteiligt, werde bei Vereinen hospitieren. Vor allem freue ich mich darauf, mich auf vielen Ebenen weiterzuentwickeln, wie zu Beginn meiner Karriere. Ich habe diese Zeit als extrem erfüllend empfunden.

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