Ein Jahr nach der Flut: Winzer schöpfen neue Hoffnung auf eine Zukunft im Ahrtal

Sehen Sie im Video: Winzer im Ahrtal hofft ein Jahr nach der Flut auf Zukunft.

Entlang der Ahr wurden durch die Flutkatastrophe im letzten Jahr 50 Hektar Weinanbaugebiet überflutet und zum Teil komplett zerstört. An diesem Weinberg im Einzugsbereich von Altenahr hat das Familienunternehmen Sermann einen Teil mit neuen Reben wieder aufgebaut. Lukas Sermann leitet das Weingut seit 2019. O-TON LUKAS SERMANN, WEINBAUER AN DER AHR, ERKLÄRT DIE ANBAUMETHODE: “Wir haben jetzt eine Fläche, die durch die Flut zerstört worden ist, haben wir neu angepflanzt. Man braucht eine Unterstützung für die Rebe, damit sie kultiviert wird, damit sie so wächst, wie wir sie haben wollen, damit sie auch die Trauben und der Wein später so sind, wie wir uns das wünschen. Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es gibt zum Beispiel den Einzelpfahl, den wir jetzt hier sehen, eine Methode, die sehr, sehr alt ist. Heute setzt man eher auf, ich sage mal, beständiger Wetter, beständige Unterlagen. Und für mich war aber wichtig, weil der Weinberg eigentlich aus neun Terrassen besteht, die den Berg hochgehen. Dass der Weinberg als Einheit so bestehen bleibt, um auch die Kulturlandschaft ein bisschen zu erhalten. ” Drei Kilometer flussaufwärts befindet sich das Weingut Sermann. Das Haupthaus und die Weinkellerei wurden durch die Flut stark beschädigt. Doch die Renovierung der Gebäude ist in vollem Gange. Im Weinkeller stehen auch schon wieder volle Weinkisten für den Verkauf. Und in der neugestalteten sogenannten Schatzkammer liegen noch ein paar wenige Flutwein-Exemplare. Elmar Sermann ist der Senior im Haus. O-TON ELMAR SERMANN, WEINBAUER AN DER AHR, ZU DEN FOLGEN DER FLUT: “Anfang war es halt so, dass hier so ein bisschen Anarchie herrschte und wurde sehr viel geschafft, weggeschafft. Und da hat man natürlich gedacht, das ging so weiter. Jetzt ist es natürlich so, jetzt geht der Behörden Pingpong los, eine schiebt es auf den anderen. Jeder sagt von sich: Ich würde ja unheimlich gerne machen, aber Behörde Z kommt leider nicht weiter, oder dieses, jenes fehlt. Ist alles sehr, sehr langsam und man muss jetzt im Nachhinein schon mal feststellen, die Schäden sind doch wesentlich größer als am Anfang vorgestellt haben.” Während es im Weingut schon länger wieder in läuft, steht das Nachbargebäude noch leer und verwüstet da. Überall im Ahrtal gibt es leerstehende Häuser. Für den wirtschaftlich wichtigen Tourismus ist das keine gute Perspektive. Aber es geht hier ja nicht nur um den Tourismus. O-TON ELMAR SERMANN, WEINBAUER AN DER AHR, ZU DEN FOLGEN DER FLUT: “Wie kriegen wir junge Familien hier ins Ahrtal? Riesenproblem. Die jungen Familien sagen die Schulen, der Wiederaufbau der Schulen, teilweise vier, fünf Jahre Sportstätten weg. Dann seien die Lebensmittelpunkte im Alter uninteressant. Die Älteren sagen: Warum soll ich investieren? Das erlebe ich ja gar nicht mehr, dass ich es fertig habe. Und deshalb bleibt dieser Wiederaufbau an einer kleinen Gruppe hängen. Und die sollen das dann alles stemmen und sagen, dass das hier alles schön wird. Das können wir nicht leisten.” Immerhin, rund ums Weingut Sermann geht es in kleinen Schritten weiter voran. Denn ab Mitte August soll der Gutsausschank wieder im Haupthaus stattfinden können. Und ab September hoffen sie, sogar auch wieder Gäste beherbergen zu können.

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