Drei Missionen in wenigen Tagen: Darum fliegen gerade jetzt alle zum Mars

Drei Missionen in wenigen Tagen Darum fliegen gerade jetzt alle zum Mars

Sehen Sie im Video: Nasa veröffentlicht neue hochauflösende Bilder des roten Planten. Der Mars-Rover „Curiosity“, zu deutsch „Neugier“, liefert nicht nur Informationen über die Zusammensetzung von Gestein, der Atmosphäre und der Strahlung auf unserem Nachbarplaneten, ein wichtiger Bestandteil dieser Mars-Mission ist es, hochauflösende Bilder des Planten zur Erde zu übertragen. Und so schießt der Rover jeweils eine Vielzahl Bilder von einem Standpunkt aus. Die Einzelbilder werden dann zu großen Panoramabildern zusammengefügt. Auf ihnen ist die Marsoberfläche in einer nie dagewesenen Detailschärfe und Auflösung zu sehen. Bekommen wir bald auch Live-Bilder des erdnahen Himmelsköpers zu sehen? Darauf müssen wir vorerst noch verzichten. Denn die technischen Möglichkeiten für den Stream sind begrenzt. So kann Curiosity die Daten nur mit einer Geschwindigkeit von 32 Kilobit pro Sekunde direkt zur Erde senden. Sollte der Rover eine Verbindung zum Mars Reconnaissance Orbiter herstellen können, einer Raumsonde die seit 2006 auf einer Umlaufbahn um den Mars kreist, sind zwei Megabyte pro Sekunde verfügbar. Allerdings ist diese Verbindungszeit begrenzt. Dieser Link ist nur für ca. acht Minuten pro Mars-Tag verfügbar. Ein Mars-Tag dauert 24 Stunden und 37 Minuten.

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Mit dem Nasa-Rover „Perseverance“ startet an diesem Donnerstag die dritte Mission binnen zwei Wochen zum Roten Planeten. Wieso macht der Mars gerade jetzt so mobil? Der Grund liegt in der Himmelsmechanik.

Wer von der Erde zum Mars reisen will, muss sich vor allem über eines im Klaren sein: Es gibt kein einfaches von A nach B. Die Planeten umrunden bekanntlich die Sonne, das auch noch auf elliptischen Bahnen. Sie haben dementsprechend also keinen festen Standort. Da sie für eine Runde um unser Zentralgestirn unterschiedliche Zeiträume benötigen, gibt es nicht mal eine feste Entfernung zueinander. Das heißt für den Mars: Er kann von der Erde 54,5 Millionen Kilometer entfernt sein, es können aber auch 401,3 Millionen Kilometer sein.

Grundsätzlich ist es zwar möglich, auch bei großer Entfernung zum Mars aufzubrechen, das würde aber unnötig Zeit und vor allem Energie vergeuden sowie die ohnehin horrenden Kosten noch einmal in die Höhe treiben (die neue Nasa-Mission verschlingt 2,5 Milliarden US-Dollar). Stattdessen lässt man den Planeten einen Großteil des Weges zurücklegen.

Gute Gelegenheit für flug zum Mars

In der aktuellen Konstellation ist der Mars knapp 98 Millionen Kilometer von uns entfernt – das ist weit weniger als die Hälfte des mittleren Abstands und somit eine gute Gelegenheit, sich auf den Weg zu machen. Die größte Annäherung von um die 55 Millionen Kilometern tritt zu selten ein, um darauf zu warten (nur etwa alle 18 Jahre). Aktuell stehen die beiden Planeten noch bis Mitte August so günstig zueinander, dass die Reise – je nach Schwere und Komplexität der Raumsonden – nur zwischen sechs und zehn Monaten dauert. Das ist der Hauptgrund, weshalb gerade jetzt mehrere Missionen zum Mars starten.

Ein solch günstiges Startfenster tut sich etwa alle 26 Monate auf. Darauf arbeiten die Missionsplaner hin, so dass sich auch deshalb nach längerer Pause Starts häufen können. „Dass gleich drei Missionen das aktuelle Zeitfenster nutzen, ist tatsächlich viel“, urteilt der Raumfahrtexperte Eugen Reichl gegenüber dem Portal „Futurezone“. Eigentlich sollte es sogar noch einen vierten Start geben, aber wegen der Coronakrise stellten die Esa und die russische Roskosmos ihre gemeinsame Rover-Mission „Rosalind Franklin“ zurück. Da sich das ideale Zeitfenster bald wieder schließt heißt das: Warten bis 2022.

Menschheitsprojekt Mars

Der Mars ist der erdähnlichste Planet in unserem Sonnensystem. Er gilt dementsprechend als aussichtsreichstes Ziel, um außerirdisches Leben oder zumindest Hinweise auf eine frühere Existenz von Leben zu entdecken. Nicht zuletzt aus diesem Grund wollen Raumfahrer und Planetenforscher den Roten Planeten erforschen und in letzter Konsequenz auch besiedeln – zunächst in einer ständig besetzten Forschungsstation. Zudem gibt es Vorstellungen, in ferner Zukunft Terraforming auf dem Mars zu betreiben – den Planeten also bewohnbar zu machen. Die Erkundung des Mars gilt daher als Menschheitsprojekt. Aktuell laufen zehn Satelliten- und Rover-Missionen der großen Raumfahrtnationen auf und an unserem äußeren Nachbarplaneten. Mit „Mars 2020“ der Nasa startet die 50. Mission zum Roten Planeten.

Quellen: Nasa Mars Exploration Program; Nasa Science Solar System; Esa ExoMars Program; timdedata; futurezone

dho / tkr

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