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„Die satanischen Verse“ Bekannter Autor Salman Rushdie im US-Bundesstaat New York auf Bühne angegriffen
Salman Rushdie, Autor des Buches „Die satanischen Verse“, ist in New York auf der Bühne attackiert worden. Laut Polizei erlitt er eine Stichwunde am Hals. 30 Jahre nach der von Ajatollah Khomeini erlassenen Fatwa hatte sich Rushdie zuletzt etwas sicherer gefühlt.
Der Autor Salman Rushdie, dessen Werke in den 1980er-Jahren zu Morddrohungen aus dem Iran führten, ist am Freitag angegriffen worden, als er im Westen des Bundesstaates New York einen Vortrag halten wollte. Augenzeugenberichten zufolge stürmte ein Mann mit einer schwarzen Maske auf die Bühne der Chautauqua Institution und begann, auf Rushdie einzuschlagen und einzustechen. Rund zehn Personen, die dem Vortrag des indisch-britischen Autors folgen wollten, seien dem 75-Jährigen zu Hilfe geeilt und hätten den Angreifer festgehalten, hieß es.
Salman Rushdie wird in Klinik behandelt
Rushdie sei bei der Attacke zu Boden gestürzt. Ein Bild der Nachrichtenagentur AP zeigt, wie Menschen sich um den am Boden liegenden Schriftsteller kümmern. Zeugen zufolge wurde er minutenlang behandelt und habe anschließend von der Bühne gehen können. Die Polizei teilte mit, Rushdie habe eine Stichwunde am Hals erlitten und sei mit einem Helikopter in eine Klinik gebracht worden. Laut einem Reporter der AP habe der Täter mehrfach auf den Autor eingestochen. Ein Interviewer, der während der Attacke mit Rushdie sprach, habe eine Kopfverletzung erlitten, hieß es.
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Die „New York Times“ zitierte eine Ärztin, die Rushdie vor Ort behandelt haben soll. Demnach habe er mehrere Wunden erlitten, darunter einen Stich rechts in den Hals. Der Autor habe viel Blut verloren, so die Medizinerin. Er habe aber nicht wiederbelebt werden müssen. Eine Zeugin berichtete dem Blatt: „Es gab nur einen Angreifer“. Und weiter: „Er war schwarz gekleidet. Er hatte ein loses schwarzes Kleidungsstück an. Er rannte blitzschnell auf ihn zu.“ Der Mann wurde von der Polizei in Haft genommen. Nähere Erkenntnisse über den Hintergrund der Tat gibt es bisher nicht; auch nicht, ob sie mit einer jahrzehntealten Fatwa stand.
Die Autorenvereinigung Pen America reagierte geschockt und verurteilte das Attentat auf ihren ehemaligen Vorsitzenden. „Wie wüssten von keinem weiteren Angriff dieser Art auf einen Schriftsteller auf amerikanischen Boden“, schrieb der Pen in einer Mitteilung. New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul bezeichnete den Angriff auf Rushdie als „schreckliches Ereignis“. Es sei ein staatlicher Polizist gewesen, der als erster aufgestanden sei „und sein Leben rettete, ihn beschützte“, betonte sie und dankte dem Helfer. Die britische Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling drückte ihre Bestürzung ebenso aus wie die Schriftstellerkolleg:innen Stephen King, Neil Gaman und Nigelia Lawson. Politiker aus den USA und Großbritannien verurteilten die Tat.
Rushdies Buch „Die satanischen Verse“ ist seit 1988 im Iran verboten, da es von vielen Muslimen als gotteslästerlich empfunden wird. Ein Jahr später erließ der verstorbene iranische Führer Ajatollah Ruhollah Khomeini eine Fatwa oder ein Edikt, in dem Rushdies Tod gefordert wurde.
Iran distanzierte sich von Fatwa – Stimmung gegen Rushdie hielt an
Der Iran hatte außerdem eine Belohnung von mehr als drei Millionen Dollar für jeden ausgesetzt, der Rushdie tötet. Ein japanischer Übersetzer wurde später tatsächlich getötet. Rushdie musste untertauchen, erhielt Polizeischutz. Die iranische Regierung hat sich laut Associated Press aber inzwischen von Khomeinis Dekret distanziert. Aber die Anti-Rushdie-Stimmung hielt an. Im Jahr 2012 erhöhte eine halboffizielle iranische religiöse Stiftung das Kopfgeld für Rushdie von 2,8 Millionen Dollar auf 3,3 Millionen Dollar.
Rushdie wies diese Drohung damals zurück und sagte, es gebe „keine Beweise“ dafür, dass Menschen an der Belohnung interessiert seien. In diesem Jahr veröffentlichte Rushdie seine Memoiren „Joseph Anton“ über die Fatwa. Nach Angaben seines Verlags aus dem vergangenen Jahr hätte die Fatwa des Ajatollahs für Rushdie inzwischen aber längst keine Bedeutung mehr. Er sei nicht mehr eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit und brauche auch keine Bodyguards mehr.
Geboren wurde Rushdie im Jahr der indischen Unabhängigkeit 1947 in der Metropole Mumbai (damals Bombay). Er studierte später Geschichte am King’s College in Cambridge. Seinen Durchbruch als Autor hatte er mit dem Buch „Mitternachtskinder“ („Midnight’s Children“), das 1981 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet wurde.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.
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