Der brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho hält nicht mehr viel von sozialen Medien. «Die sogenannte Social Community hat sich in einen teuflischen Dämon verwandelt», sagte er 2018 der «Welt am Sonntag». Das Silicon Valley habe ein «komplett artifizielles Leben» für die Menschen kreiert.
Trotz seiner Kritik hält Coelho aber an seinem eigenen Facebook-Konto mit 29 Millionen Anhängern fest. «Ich bin nicht mutig genug, um meine Accounts mit Millionen Fans und Followern zu löschen», räumte er ein – und fügte hinzu: «Aber: Ich poste schon länger nicht mehr so oft, wie ich das früher gemacht habe.»
Tatsächlich ist Coelho nach wie vor recht aktiv im Netz. Dieser Tage hält er sich aber wirklich zurück. Er mache Ferien, schreibt er Anfang Juli auf seiner offiziellen Website, ab Ende August sei er wieder an seinem Schreibtisch zurück. Heute wird er 72 Jahre alt.
Bis er wieder mit der Arbeit beginnt, versorgt der Wahl-Schweizer seine Follower im übrigen fast täglich mit Aphorismen über seine offizielle Website. «Erkläre nichts. Die Menschen hören nur, was sie hören wollen», ist ein Beispiel dafür. Er verteilt Ratschläge: «Gib niemanden die Macht, dich niederzumachen. Hasser sind Verlierer, die vorgeben, Gewinner zu sein.» Oder: «Jeder scheint eine klare Vorstellung zu haben, wie andere Leute ihr Leben leben sollten, aber keiner über sein oder ihr eigenes.»
Es sind philosophische Weisheiten dieser Art, die seine überwiegend mystifizierten Geschichten tragen. Coelho greift dabei gern auf Himmelswesen und Dämonen zurück. Sein Lieblingsthema: Der Mensch auf der Suche nach sich selbst und dem Glück. Böse Stimmen sprechen da abfällig von Erbauungsliteratur und Trivialitäten, ein Massenpublikum auf der ganzen Welt verzehrt sich indes nach seinen laut Diogenes Verlag in 81 Sprachen übersetzten Büchern. Die Gesamtauflage wird mit 225 Millionen Exemplaren beziffert.
Geboren 1947 in Rio de Janeiro, wuchs der spätere Autor in einer streng katholischen Ingenieursfamilie auf und besuchte eine Jesuitenschule. Seinen schon im Teenageralter formulierten Wunsch, Schriftsteller zu werden, goutierten seine gestrengen Eltern überhaupt nicht, sie sollen ihren introvertierten, aber rebellischen Sohn sogar mehrfach in die Psychiatrie eingewiesen haben, um ihn auf den rechten Weg zurückzuholen.
Coelho begann 1969 ein Jurastudium, das er jedoch nach wenigen Monaten schon wieder abbrach. Stattdessen reiste er für zwei Jahre durch die Welt. Zurück in Brasilien, betätigte er sich künstlerisch, schrieb Songtexte mit politischen Bezügen, arbeitete als Journalist und Schauspieler. 1986 unternahm er dann eine Pilgerreise zu Fuß nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens. Sein spirituelles Erwachen während des Wanderns beschreibt er in seinem ersten Buch, «Auf dem Jakobsweg» (1987).
Und dann kam der erste Weltbestseller, «Der Alchimist» (1988), ein mystisches Märchen über einen armen Hirten auf der Suche nach einem Goldschatz und nach Erleuchtung. In Deutschland schaffte der Kosmopolit damit allerdings erst 1996 den Durchbruch. Zu Verkaufsschlagern entwickelten sich auch Titel wie «Veronika beschließt zu sterben» (2000) oder «Elf Minuten» (2003).
Coelhos jüngster Roman ist im Herbst 2018 auf Deutsch erschienen, «Hippie». Darin blickt er zurück und erzählt von einem abenteuerlichen Trip Anfang der 70er Jahre von Amsterdam nach Kathmandu in einem «Magic Bus» – fernab aller ausgetretenen Touristenpfade.
Er habe alles selbst erlebt, stellt der Autor seinem «Hippie»-Buch voran, allerdings Namen verändert und einige Erlebnisse verkürzt wiedergegeben, «aber alles Dargestellte entspricht wirklich Geschehenem». Vielleicht ist ja das Geheimnis seines Erfolges, dass er die Leserinnen und Leser ganz nah an sich heranlässt. Geschichten, die das Leben schreibt, sollen ja die besten sein.
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