Niederlage gegen Mainz 05: Holpriger Saison-Ausgang: Die Bayern zeigen deutliche Verschleißerscheinungen

Niederlage gegen Mainz 05 Holpriger Saison-Ausgang: Die Bayern zeigen deutliche Verschleißerscheinungen

Ein unzufriedener Julian Nagelsmann gibt während des Spiels gegen Mainz Anweisungen an die Mannschaft

Ein unzufriedener Julian Nagelsmann gibt während des Spiels gegen Mainz Anweisungen, während Benjamin Pavard einen Einwurf ausführt

© Thomas Frey / DPA

Dee Rekordmeister wirkt am Ende seiner Kräfte: Nach einer für Bayern-Ansprüche mäßigen Saison hat der Verein zahlreiche Baustellen. Sinnbild waren die enttäuschende Leistung gegen Mainz 05 und die kryptischen Aussagen des Trainers.

Es ist nicht leicht, Bayern-Trainer zu sein. Das ist keine große Erkenntnis. Auch Julian Nagelsmann wusste vorher, auf was er sich einlässt, als er vor knapp einem Jahr seinen Job in München antrat. Dennoch, und das ist ebenfalls keine große Erkenntnis, ist es etwas ganz anderes, wenn man selbst mitten drin steckt. Möglicherweise sind Nagelsmann solche Gedanken seit dem enttäuschenden Aus in der Champions League gegen den FC Villarreal durch den Kopf gegangen. Er hat zwar mit der deutschen Meisterschaft seinen ersten Titel gewonnen, was an sich eine großartige Sache ist mit 34 Jahren. Es war zudem die zehnte in Folge für den FC Bayern. Das ist bei allem Genörgel über die Dominanz der Bayern eine historische Leistung. Doch es ändert nichts daran, dass Nagelsmann und sein Team hinter den Ansprüchen zurückgeblieben sind (das Pokal-Aus nicht zu vergessen).

Nach dem blutleeren Auftritt seiner Mannschaft gegen Mainz 05 (1:3 verloren) hat sich ein Eindruck verfestigt, den so mancher Beobachter schon länger hat: Die Bayern haben ein Problem, was Qualität und Mentalität angeht. Dass sich die Mannschaft bis auf sechs Profis komplett nach dem Mainz-Spiel in den Flieger nach Ibiza setzte, um in die Meisterschaft zu feiern, verstärkte den Eindruck natürlich. So was ruft immer Kritik hervor, auch wenn der Trip sicherlich kein Ausdruck der Krise ist oder eine mangelnde professionelle Einstellung beweist. Das wäre ein wenig zu einfach.

Ibiza-Trip interessiert Julian Nagelsmann zurecht nicht

Der Ibiza-Trip war bei Nagelsmann deswegen zu recht kein großes Thema. Dennoch legte er nach der Niederlage den Finger in die Wunde: „Wenn es so wirkt, als ob wir irgendeinen Dienst abhalten müssen und keine Leidenschaft da ist, ist der Punkt erreicht, wo wir etwas verändern müssen. Da sind wir gerade“, sagte er. Was er im Detail ändern möchte, sagte er nicht. „Wenn du zehn Jahre nacheinander immer Meister wirst, kommt der Zeitpunkt, wo du sagst, wir müssen jetzt einiges anders machen. Ich will, dass wir den Weg erfolgreich weitergehen und nicht irgendwann sagen, scheiße, wir haben den Punkt verpasst“, fügte er noch an.

Nagelsmann redete also, sagte aber nichts. Nur eines ist sicher: Er verlangt neue Spieler, um die Qualität und den Konkurrenzkampf im Kader zu erhöhen. Bleibt die Frage, ob er einen großen Umbruch anstrebt oder nur punktuelle Verstärkungen. Spieler wie die Amsterdamer Ajax-Profis Ryan Gravenberch (19/Mittelfeld) und Noussair Mazraoui (24/ Rechtsverteidiger) sollen auf dem Weg sein. Konrad Laimer von RB Leipzig ist ein Kandidat für das defensive Mittelfeld.

Kasse ist nicht mehr so prall gefüllt

Ob es mehr Zugänge gibt oder ein Hochkaräter nach München kommt, ist offen. Die Kasse der Bayern ist nach der Corona-Pandemie nicht mehr so prall gefüllt. Ein Erling Haaland will sich der Rekordmeister nicht leisten. Wahrscheinlich können es die Bayern auch nicht.

Was der Trainer darüber hinaus ändern will, darüber kann man nur spekulieren. Es bleibt eine spannende Frage, ob Nagelsmann auch interne Abläufe und Strukturen im Blick hat. Und wenn ja, welche? Genauso muss die Frage nach Robert Lewandowski geklärt werden. Einen Verkauf im Sommer hat Salihamidzic ausgeschlossen. Aber bleibt der Pole nur noch ein Jahr, bis sein Vertrag ausläuft? Oder wird er verlängert? Das Thema beschäftigt die Bayern und ist ebenfalls eine Baustelle, die Nagelsmann lieber heute als morgen geschlossen hätte.

Dass er keine klaren Ansagen machte, hängt natürlich damit zusammen, dass er nicht über neue Spieler und die notwendigen Ausgaben entscheidet, sondern seine Bosse, und das sind Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn und der Aufsichtsrat. Als Bayern-Coach passt man besser auf, was man öffentlich preisgibt. Ein Trainer sollte sich bei den Bayern nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, daran ist schon Hansi Flick seinerzeit gescheitert, als er forsch neue Spieler forderte und nicht bekam.

Für den jungen Coach bedeutet das eine Zwickmühle. Er braucht unbedingt Verstärkungen, um in der Champions League mit der Konkurrenz mitzuhalten, kann aber nicht zu viel fordern. Gleichzeitig darf er sich eine Saison wie diese nicht mehr erlauben. Vielleicht wollte Nagelsmann uns das mitteilen.

Quellen. DPA, „Süddeutsche Zeitung“, „kicker“

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